Nurom'tan

Wenn zwei Lemuri sich lieben, so ist dies nicht anders, als bei allen anderen Völkern, die zu lieben in der Lage sind. Doch offenbaren sich hier recht schnell – vor allem aus der Sicht eines unsterblichen Lemuri – ein paar Probleme. Sterbliche ‚müssen’ sich nur für wenige Jahre lieben und können das Leben durchaus gut miteinander verbringen. Wenn eine Trennung durch irgendwelche Gegebenheiten eintritt, so ist diese nicht unbedingt von großer Dauer. Bei den Lemuri hingegen müsste die Liebe ewig halten und auch Trennungen von zum Teil vielen Tausend Jahren bestehen können.
Vielleicht deswegen hat die Göttin die Lemuri mit der Gabe gesegnet das sogenannte Nurom’tan durchzuführen. Die beiden Liebenden gehen hierbei eine geistige Verbindung ein. Sie tauchen in des Geliebten Herz, Seele und Geist ein und durchreisen diese drei Orte, wie ein Schiff einen unendlichen Ozean. Jede Welle ist hierbei ein Gefühl, eine Erinnerung, eine Entscheidung, ein Ausblick auf die Zukunft, ein Blick auf das Tiefste sein des anderen. Dabei lernt man den Partner besser kennen, als man sich selbst kennt.
Wenn ein Paar dies über- und durchsteht, trennt es sich nie mehr. Dies ist nach einer Ritualdauer von nur einer Minute gegeben. Gefährlich kann es werden, wenn das Nurom’tan länger als zehn Minuten dauert, denn dann wollen die Liebenden ihre Bindung nicht aufgeben und müssen zum Teil durch Gewalt und Einsatz von Magie voneinander getrennt werden. Denn ein Nurom’tan wird niemals ohne Zeugen abgehalten. Diese Zeugen müssen aber auch der Art sein, dass sie die Lieben ggf. trennen können. Beide Teilnehmer sind danach etwa 12 Stunden so erschöpft, dass sie kaum zu einer Regung fähig sind.
So und nur so ist es möglich, dass zwei Lemuri ihre gegenseitige Liebe auf einen ewigen Schwur bauen können. Deswegen ist das Nurom’tan auch die eigentliche Hochzeit zweier Liebender. Jedes folgende Ritual ist nur für Freunde und Verwandte gedacht, vor denen sie den Bund ihrer Liebe noch einmal sicht- und hörbar bezeugen. Auch das Naschen an fremden Töpfen ist bei einer langen Trennung gar kein Thema bei den Lemuri mehr und wird sogar eher vom jeweiligen Partner befürwortet, da es sich nur um das abreagieren körperlicher Gelüste handelt, aber nicht um eine Hinwendung der tiefsten Gefühle. Wobei natürlich auch eine Rolle spielt, dass den Lemuri die übertriebenen körperlichen Besitzansprüche, wie sie bei manch anderen Völkern zu tage treten, vollkommen unbekannt sind.
Das Nurom’tan wird bei den Lemuri als die höchste Gabe der Göttin an das lemurische Volk angesehen, höher noch, als die Unsterblichkeit selbst. Was aus oben genannten Gründen auch durchaus nachvollziehbar erscheint.