Racheklingen

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Moderator: Thorn La Fahr

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Elehazaar
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Registriert: Mi 10. Aug 2011, 10:52

Racheklingen

Beitrag von Elehazaar »

Monza und Benna sind Geschwister und sehr eng miteinander vertraut. Aber vor allem sind sie die Führer der gefürchtetsten Söldner ganz Styriens und über alle Maßen erfolgreich in ihrem Tun, was den Erzherzog von Talins dazu bewegt, die beiden los werden zu wollen. Sein Plan gelingt nicht ganz und Monza überlebt mehr tot als lebendig. Als sie wieder in der Lage dazu ist, schwört sie Rache; ist doch die Rache alles, was die noch hat.
Auf dem Weg dazu alle, die an der Verschwörung gegen sie und ihren Bruder beteiligt waren, zu töten, sammelt sie Gefährten mit speziellen Fähigkeiten um sich, um das Ziel zu erreichen. Und auf dem Weg zu ihrer Rache hinterlässt sie Ströme aus Blut, zerstörte Leben und ein Land in Krieg und Chaos... .


Joe Abercrombie bleibt sich auch in seinem vierten Buch treu. Eine kernige, markige Sprache, die es doch vermag gewaltige Bilder im Kopf des Lesers zu entfesseln. Brutal und ungeschönt entfaltet er eine Geschichte, die sich Anfangs eigentlich sehr leicht annimmt: Jemand wird fast zu Tode gebracht, schwört Rache und der Weg dieser Rache wird in all seiner Brutalität beschrieben.
Kennt man die First Law Trilogie, wird dem Leser jedoch auffallen, dass der Grundtenor des Buches anders ist. Waren in First Law eigentlich alle Charaktere Arschlöcher und hatten sie dort wirklich alles Schlimme, was ihnen widerfuhr eindeutig verdient, wodurch die Brutalität darin abgemildert wurde, so hat man hier eine schwarze Seite... und eine, die man als Grau bezeichnen kann - natürlich, weil die Geschichte aus dieser Sicht erzählt wurde, aber das lassen wir mal bei Seite - so fiel es erheblich leichter, mit den Charakteren mitzufiebern, mitzuleiden, auch wenn sie zum Teil Dinge taten, die... nun ja... einem auch den Magen umdrehen konnten.
Aber Abercrombie wäre nicht Abercrombie, wenn er auch dieses Grau nicht hinreichend ausnutzen würde. Warum gewinnt das Gute in den Büchern, wo es nur ein deutliches Schwarz und ein ebenso deutliches Weiß gibt? Richtig. Weil das Schwarz sich selbst uneins ist. Verrat, Betrug und das Wechseln der Seiten und unbedingtes verfolgen einzig der eigenen Interessen im Handlungsrahmen liegt. Nun, das gilt natürlich auch für graue Charaktere und ab dem ersten Verrat um Monza herum wandelte sich die Geschichte dann von geradlinig zu überraschen lassen, was als nächstes kommt.
Abercrombie macht dann nichts Überragendes, nichts wirklich Neues und die Überraschungen durch die Wendungen in der Geschichte sind... milde, aber es ist trotzdem sehr gut geschrieben und es macht Spaß, es zu lesen und auch die erzeugte Spannung ist nicht zu unterschätzen und muss erwähnt werden.

Man muss The First Law absolut nicht gelesen haben, wenn man Racheklingen lesen will, doch macht es eindeutig Sinn, es getan zu haben. Nicht nur, dass es dieselbe Welt ist, nein, viele der Nebencharaktere aus der Trilogie, die überlebt haben, werden hier zu Hauptcharakteren oder spielen einmal mehr eine Nebenrolle. Was wirklich ein nettes Wiedersehen ist. Außerdem werden so viele, viele Andeutungen einfach klar und man kennt die Geschichte dahinter.

Aber, um es mal auf den Punkt zu bringen: Anders als der Titel vermuten lässt, ist dies eben kein vierter Teil und ebenso ist der dort genannte Barbar nicht der neunfingrige Logan. Im Nachhinein hab ich eh das Gefühl, dass jetzt auch Heyne mit bescheidenen Rückentexten anfängt zu protzen, denn der Schreiberling kann allenfalls die ersten 70 Seiten des Buches gelesen haben und das nicht mal richtig. Aber nun gut... denn man bekommt den Abercrombie, den man auch aus den ersten Büchern kennt.


Fazit:
Abercrombie wandelt wieder auf dem schmalen Grat zwischen brutaler Wirklichkeit und zu viel bildhafter Information. Das muss man mögen und vor allem auch ab können. Ansonsten einfach ein unterhaltsamer Roman ohne irgendwelche Schnörkel mit einem passenden Ende.
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