Die Götterkriege

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Die Götterkriege

Beitrag von Thorn La Fahr »

Die Götterkriege von Richard Schwartz sind die direkten Fortsetzungen der Askir-Saga. Warum das Ganze überhaupt einen neuen Obertitel verpasst bekommen hat, darüber ließe sich durchaus streiten. Ich finde es allerdings nicht ganz unlogisch, weil es jetzt eben um den Krieg Askirs gegen den Nekromantenkaiser und den Krieg der Götter gegen Omagor geht, der wieder auferstehen will.

Nichts desto trotz werde ich also die Romane der neualten Saga in diesem Sammelthread besprechen.
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Thorn La Fahr
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Die Rose von Illian

Beitrag von Thorn La Fahr »

Desina ist die neue Kaiserin Askirs. Doch in all dem Jubel, gerade auf Seiten des Volkes, bleibt die akute und erdrückende Bedrohung durch den Nekromantenkaiser. Durch das (fast) geglückte Attentat auf Havald, scheint die letzte Hoffnung, den Konflikt siegreich überstehen zu können, dahin zu sein. Doch sind auch die Pläne des Attentäters nicht voll aufgegangen. Havald lebt nicht mehr, aber so wirklich tot ist er auch nicht. Er liegt in Soltars Tempel und der 'Engel' des Totengottes macht seinem Ruf alle Ehre - er verstirbt nicht - und sollte ihm das Bannschwert Seelenreißer, das ihm bei dem Attentat entwendet wurde, wiedergegeben werden, so würde er auferstehen, heißt es in einer Vision von Soltars Oberpriester.
Aber die Bedrohung von Illian ist akut. Die Hauptstadt droht zu fallen und die Legionen des Feindes metzeln die Bevölkerung in den ehemaligen Provinzen Askirs zu Tausenden nieder. Leandra, frisch, aber ungekrönt die Königin der drei Provinzen muss als Rose von Illian zurück in ihre Heimat, um ihr Land zu retten - aber auch, um das Bannschwert zurück zu erlangen. Begleitet von den verbliebenen Gefährten und der Lanze von Lanzenmajor Blix, macht sich Leandra zu einem Himmelfahrtskommando auf, um gleich beide Fliegen mit einer - zugegebener Maßen viel zu kleinen - Klappe zu schlagen. Doch der Feind und Auftraggeber von Havalds Attentat ist einer der Söhne des Nekromantenkaisers selbst. Und seine Macht ist atemberaubend. Vielleicht aber ist Wiesel mit seiner dritten Ziehschwester Marla das Zünglein an der Wage, denn sie ist die Priesterin des Namenlosen, der sich in diesem Konflikt an die Seite seiner Schwester und Brüder der Götter stellt, denn Omagor selbst ist übler, als alles andere. Und auch die alten Götter sehen in diesem gigantischen Konflikt das Potential wieder zu Anbetern zu gelangen...


Man, hab ich mich gefreut, dass es endlich weiter geht. Und ich wurde nicht enttäuscht. Nicht im Geringsten. Aber alles der Reihe nach. Und ach ja, wer Askir noch lesen will, macht jetzt besser zu, denn ich kann hier nichts schreiben, ohne auf die sieben Vorgänger zu spoilern. Also: Es gibt da so ein X für die, die sich nicht die Spannung nehmen lassen wollen!

Die Geschichte geht sofort in medias res und setzt nur ein paar Tage später des Endes des 6. Askir-Romans an. Da hab ich schon geschluckt und mir gedacht, dass wenigstens eine kleine Zusammenfassung nicht das Schlechteste gewesen wäre. Warum Schwartz darauf verzichtet hat, wurde mir aber ab Seite 15 bewusst, denn da war ich drin und die Erinnerung zurück. Allein durch die Stichworte, die auf den ersten Seiten fielen. Und schon war man nicht nur drin, sondern erfuhr einiges, was mit Havald geschah, lernt neue Charaktere kennen, wie gerade Blix, der aber auch schon, ich glaube in Band 4, vorkam. Der eigentliche Plot des Buchs wird schnell begonnen und da Havald ja halbtot danieder liegt, kann es nicht aus seiner Sicht erzählt werden, wodurch der Roman natürlich am ehesten mit der Eule von Askir zu vergleichen ist.
Dass es wieder zurück nach Illian geht, kommt einem Homecoming wirklich nah. Was einem aber wirklich nah geht ist, was die Heere des Nekromantenkaisers dort machen und sie vor nichts und niemanden, auch Kindern, zurückschrecken. Dabei macht Schwartz es sehr geschickt, denn er beschreibt eigentlich nie so recht, was die Gefährten sehen, sondern nur, wie sie reagieren. Den Rest macht das eigene Kopfkino. Und da musste ich stellenweise schon richtig schlucken. Das eindeutige Feindbild ist so vorherbestimmt und überrascht aber auch nicht.

Ansonsten schreibt Schwartz in der gewohnten, eingängigen Art voller Spannung. Eine geradlinige Geschichte mit vielen kleinen Plots, die sich um die Charaktere und den Hauptplot drehen.

Auch Humor kommt diesmal wieder nicht zu kurz. Jedoch hat er sich gewandelt. War er gerade in den Askirbänden sehr oft tiefsinnig und ziemlich schwarz, ist er hier doch offensichtlicher. Einige mögen sagen, dass er plumper geworden sei. Mir persönlich ist es egal, warum ich in einem Buch lache. Hauptsache, ich mach es überhaupt. Und als Wiesel irgendwann rief: "Warum ich?", hab ich mich auf dem Boden gekringelt - Gut, dafür muss man wohl Liebhaber von Eddings' Belgariad-Saga sein, trotzdem lockert er immer wieder auch die schwärzesten Momente mit einem Spritzer Humor auf. Hervorragend und sehr angenehm.

In den Vorgängern wurden die Gefährten immer stärker. Zwar auch die Gegner, aber wenn man die recht kurzen Zeiträume betrachtet, in dem alles seit dem ersten Horn geschehen ist, ist das doch stellenweise ziemlich overpowert. Eigentlich - und eigentlich mag ich so salvatorisches Munchkintum rein gar nicht. Aber all die Wunder, die geschehen, erklärt er wirklich gut. Sie sind logisch und gerade in Anbetracht, dass eben der Krieg der Götter beginnt, in meinen Augen passend. Obendrein sind dann so Kommentare von Janos, wie: "Leandra sagte vor ein paar Wochen noch, dass sie nur Küchenmagie beherrsche!", die kleinen Sätze, die zeigen, dass Schwartz sein Tun sehr wohl bewusst ist, sich aber selbst nicht wirklich ernst nimmt. Deswegen kann ich darüber hinweg sehen.
Überhaupt einmal die Charaktere so ganz ohne Havald zu lesen, wie sie im Mittelpunkt stehen, war sehr angenehm. Dabei fällt auf, dass zum einen der Konflikt von Leandra und Helis, der eigentlich nach Band 6 klar schien, noch lange nicht klar ist, aber ich auch sehen kann, dass nachher noch die beiden Frauen sich bekommen und Havald leer ausgeht. Zuzutrauen wäre es Schwartz.
Im Bezug auf die Charaktere hat sich Schwartz aber auch den dicksten Klopfer geleistet. Als der Blutige Marcos (Ja, der taucht auch wieder auf) plötzlich der Blutige Marcus war, hab ich beim ersten mal gestutzt, beim zweiten Mal die Stirn gerunzelt und ab da nicht mehr an einen Setzfehler geglaubt. Erst war ich schon erbost. Bis ich auf Piper Fantasy die Begründung Schwartz' dazu las. Ich will da nicht in Details gehen. Jeder kann bei Interesse selbst dort nachlesen. Und auch, wenn dadurch der Fehler nicht weg ist, so entstand er durch eindeutiges Menscheln, weswegen ich darüber hinweg sehen kann. Es ist schon nett, dass Schwartz in seinem Blog dort wirklich auch auf die Postings der User eingeht und man so auch Hintergründe zu seiner Schreiberei erfährt. Gerade, wie sich Fehler einschleichen können oder wie Leser den Autor überraschen können, weil sie die Bücher besser kennen, als er selbst.

Gerade zum Ende hin, herrscht in der Rose von Illian aber das blanke Chaos. In der Hinsicht, dass das Buch Wendungen bereit hält, dass einem schon die Augenlider flattern. Dabei sind sie jetzt schriftstellerisch nicht herausragend, sondern eher nach dem Motto: Wir haben einen Plan für die Schlacht - bis die Schlacht beginnt. Deswegen aber sehr angenehm. Es ist nicht geistreich, aber einfach klasse zu lesen. Immer wieder schüttelte ich gerade wegen der Wendungen den Kopf und habe sogar gelacht.

Ah, das Ende... er schließt den Hauptplot des Buches ab, ja, das macht er. Aber er lässt so unglaublich viele, kleine Geschichten offen, was gerade die Protagonisten betrifft, dass der Cliffhanger fast schon monströs ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der nächste Band auch nur annähernd woanders ansetzen kann, als eben in der nächsten Sekunde, die auf die Letzte der Rose von Illian folgt. Das war schon ungewohnt von Schwartz, der bisher da den Deckel doch weiter geschlossen hatte.

Alles in allem ist die Rose von Illian ein mehr als würdiger Nachfolger - oder sollte ich doch besser sagen Folgeband? Egal! Schwartz und sein Askir bleibt für mich mit das Beste, was es in Sachen Fantasy zurzeit zu lesen gibt.

Ich könnte jetzt noch weiter schwärmen, aber das mach ich dann lieber mit Leuten, die es gelesen haben und ich mich mit ihnen unterhalten kann! Denn reden kann man über das Buch. Und zeigt nicht gerade das, dass es wirklich gut ist?


Fazit:
Ich schreib jetzt nicht, dass es das beste Buch der ganzen Reihe wäre, denn ich weiß, dass ich mich viel zu sehr gefreut hatte und nicht enttäuscht wurde, weswegen ich da wenig objektiv sein kann. Aber ich stelle es mit der Eule und Band 1, 5 und 6 der Askirsaga in eine Reihe. Es geht hervorragend weiter und jetzt beginnt das lange Warten auf Götterkriege 2.
Zuletzt geändert von Thorn La Fahr am Mi 3. Aug 2011, 14:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Elehazaar
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Die Weiße Flamme

Beitrag von Elehazaar »

Havald lebt, aber an Nichts seiner Vergangenheit kann er sich erinnern. Auch wenn die Heiler und auch Serafine und Leandra der Meinung sind, dass es wieder wird, was wenn nicht? Gleichzeitig wütet der Necromantenkaiser in Illian und Leandra versucht verzweifelt zur Hauptstadt zu gelangen, um die Königinnenwürden anzutreten. Jedoch stellen sich ihr immer wieder noch dringendere Geschehnisse in den Weg. Davon ab stellen Marla und Wiesel in Illian selbst fest, dass dort ein Graf versucht die Macht an sich zu reißen. Mit Intrige und getragen von der Macht des Namenlosen Gottes, würde er sich Leandras Streben entgegen stellen!


So, da ist er, der zweite Teil der Götterkriege. Endlich. Und er geht weiter, wie schon der erste Teil. Man hat sich daran gewöhnt, dass es nicht aus der Sicht Havalds erzählt wird. Auch jagt diesmal wieder ein Ereignis das Nächste. Eine Schlacht die Nächste, ein Unglück das Nächste, eine Intrige die Nächste. Jedoch ist es in der Weißen Flamme nicht so wie in der Rose von Illian, wo es so gut wie nichts Anderes gab. Schwartz besinnt sich wieder auf das, was so grandios in den anderen Bänden war: Die Charakterentwicklung. Und so werden nicht nur die bekannten Hauptcharaktere wieder mehr, wobei vor allem das Dreieck Havald, Leandra und Serafine hervorgehoben werden muss, nein, auch die kleinen Charakter werden größer und gerade jene, die erst mit der Rose wirklich eingeführt wurden, bekommen genug Platz.
Also einmal mehr hervorragende Schreiberei aus dem Hause Schwartz, wo es einen Sack voller Gefühle, Spannung und packender Geschichte gibt. Und selbst der Humor kommt nicht zu kurz.


Mehr muss ich eigentlich gar nicht schreiben, denn mein Fazit lautet:

Wer mit Schwartz mitten in einem Zyklus anfängt, dem ist nicht zu helfen, aber wer es von Anfang an bis eben zur Weißen Flamme geschafft hat, wird keinen, nicht auch nur einen Grund finden, nicht dem dritten Teil entgegen zu fiebern (Ich weiß, er ist schon raus. Und er liegt ja auch schon längst in der Lesequeue.)
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