Sonea

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Sonea

Beitrag von Thorn La Fahr »

Jau, Trudi Canavan... und Folge-Sonea-Trilogie. Wie immer bei Trilogien der Einfachheit halber innerhalb eines Threads.
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Die Hüterin

Beitrag von Thorn La Fahr »

20 Jahre sind ins Land gezogen seit Sonea an der Seite Akkarins die Schwarzmagier aus Sachaka hat besiegen können. Ihr gemeinsamer Sohn Lorkin ist frisch in die Ränge eines Magiers aufgestiegen. Es fällt ihm nicht leicht, seinen eigenen Weg zu gehen, der unbeschattet ist von einer Mutter wie Sonea sie darstellt. Da kommt es ihm eigentlich recht, als Lord Dannyl wieder zum Botschafter bestellt wird und Lorkin als seinen Gehilfen dabei haben möchte. Nur geht es ausgerechnet nach Sachaka - ein Land in dem die Blutrache über Generationen gepflegt wird. Und auch wenn Lorkin geht und alles dort gar nicht so zu Schlimmen stehen soll, hat Sonea berechtigte Bedenken und Angst um die Sicherheit ihres Sohnes, die einzige, lebende Erinnerung an Akkarin.
Aber auch in Imardin ist nicht alles, wie man hätte hoffen können nach dem Schwarzmagierkrieg. Zwar sind die Grenzen zwischen Arm und Reich in der Stadt gefallen, aber neue Drogen und der Verlust alter Gesetze in den Diebeshierarchien haben dafür gesorgt, dass das Leben noch unsicherer wurde, auch wenn man jetzt wenigstens eine kleine Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg hat. Als oberer Dieb und alter Freund Soneas bekommt Cery das besonders und sehr persönlich zu spüren. Irgendwer versucht über Leichen die absolute Macht in der Stadt über die Unterwelt zu erlangen. Und das, wo es eine neue Droge gibt, die nur willenlose Hüllen zurück lässt und die eine unheilbare Sucht verursacht.
Und diese Konflikte reichen auch bis in die Magiergilde hinein. Denn die neue Droge macht auch vor Magiern nicht halt, die eh noch nicht ganz zusammengewachsen sind, wo es jetzt auch Magier der unteren Schichten gibt... .


Gleich das Beste vorneweg: Trudi Canavans Charme des Erzählstils ist noch vorhanden. Man liest und liest und liest und findet es gut... aber man kann immer noch nicht wirklich sagen warum. Zuerst dachte ich sogar, dass es wieder wie in der Gilde der Schwarzen Magier wird. Zweieinhalb Bücher, in denen es eigentlich nur Charakterspiel gibt, sonst aber letztendlich nichts passiert. Das änderte sich schon nach 150 Seiten. Es gibt ganz eindeutige Handlungsstränge. Einmal natürlich Dannyl und Lorkin in Sachaka, dann Sonea und die Gilde und Cery, Sonea und die Ereignisse in der Stadt. Das war überraschend, die Handlung in den Strängen dann aber nicht so wirklich. Linear und, wenn auch logisch, dann doch konstruiert.

Canavans Stärke waren die Charaktere und deren Entwicklung. Irgendwie ist da viel auf der Strecke geblieben. Die Charaktere sind alle 20 Jahre älter geworden und bei dem einzigen, wo was passiert zu sein scheint, ist Cery. Über den Rest erfährt man so gut wie nichts. Sie sind eben nur einfach 20 Jahre älter geworden, haben sich aber irgendwie nicht verändert. Hat Sonea wirklich nur ihren Sohn groß gezogen und sich um die Hospitäler gekümmert und sonst Langeweile? Irgendwie kann ich das nicht recht glauben - obwohl, mitunter hatte ich immer das Gefühl, Sonea sei zu einer Art von Muttertier mutiert. 20 Jahre Ereignislosigkeit würden das schon erklären können... aber das ist jetzt böse Spekulation. Der einzige alte Charakter, der sich geändert hat, ist Soneas Jugendfeind Regin. Das der Sonea jetzt offenbar aus rechtem Herzen unterstützt, macht nicht nur Sonea nervös, sondern auch mich als Leser. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, dass es wirklich glaubhaft ist und kein böser Hintergedanke dahinter steckt.
Der einzig wirklich neue Charakter ist Lorkin. Soneas Sohn. Das wäre doch DIE Möglichkeit gewesen, schön einen Charakter aufzubauen. Aber Lorkin ist von der ersten Seite an wo er auftaucht, gut aussehend, intelligent und unmenschlich vernünftig. Gerade für einen Zwanzigjährigen. Damit ist er der Traum jeder Mutter UND Schwiegermutter. Aber seien wir ehrlich, wie viel Entwicklungspotential hat ein solcher Charakter, wenn die Autorin ihn nicht zu einem A-Loch mutieren lassen will? Ja... genau.

So bleiben einfach die Geschichten um die Charaktere selbst. Das ist durchweg gute Handwerkskost. Nichts Außergewöhnliches, nichts Überraschendes, aber es macht dann doch richtig Spaß, der Geschichte, oder besser den Geschichten, zu folgen.
Da will ich auch gar nicht mehr zu erzählen, weil dass das einzig wirklich Gute in dem Buch ist und mich dazu veranlasst, es als nicht schlecht zu bezeichnen. Vor allem aber, weil Frau Canavan eines immer noch hin bekommt: Einmal in der Hand, lässt sich das Buch nicht wirklich gut wieder weg legen - und nein, ich habe immer noch keine plausible und nicht einmal vermutete Erklärung dafür, wie sie das macht!


Fazit:
Wenn ich die Hüterin mit der Rebellin vergleichen muss und ich denke, das ist legitim, dann kommt die Hüterin nicht wirklich gut weg. Das Buch ist nicht sehr gut, und schon gar nicht überragend. Aber es ist immer noch gut. Trudi Canavan hat nicht das Schreiben verlernt. Ich habe eher das Gefühl, dass ihr jemand nach dem Erfolg der Gilde der Schwarzen Magier sagte, sie solle doch jetzt mal anfangen, wie eine Schriftstellerin zu schreiben. Und sie hat es sich leider zu Herzen genommen. 50% des Charmes der vorgenannten Trilogie lag darin, dass ich als Leser immer das Gefühl hatte, dass Frau Canavan morgens, wenn sie aufstand, keine Ahnung hatte, wie sie ihr Buch denn weiter schreiben würde und damit die Bücher unheimlich dynamisch und natürlich machte, weil es eben jedem so geht morgens nicht wirklich zu wissen, was abends denn nun ist. Dies wurde durch vorgeplantes Fantasyallerlei ersetzt, das damit leider eben die 50% Charme schlicht vaporisiert hat.
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