Das Buch der Schwerter

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Thorn La Fahr
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Das Buch der Schwerter

Beitrag von Thorn La Fahr »

Das Buch der Schwerter ist eine die Schwertertrilogie von Fred Saberhagen in einem Band.

Die Götter wollen ein neues Spiel und so beauftragen sie Vulkan 12 Schwerter zu schmieden. Jedes mit einzigartigen Fähigkeiten ausgerüstet. Vulkan bedient sich dabei der Hilfe der Menschen. Er nimmt ihr Blut und ihr Leben dafür, bis auf einen Schmied. Das Spiel beginnt, denn die Schwerter werden in die Welt getragen und jeder Herrscher versucht die Schwerter an sich zu bringen, um die vollkommene Macht zu erlangen. Doch eines haben die Götter nicht bedacht... die Schwerter sind so mächtig, dass selbst sie durch sie fallen können. So droht nicht nur ein globaler Krieg, sondern auch der Untergang der Götter.


Klingt erst mal spannend... und ist es in der Tat auch. Schwertern Seele einzuhauchen ist vielleicht keine neue Idee, aber bei Saberhagen bekommen sie in der Tat Charakter. Leider bekommen sie erheblich mehr Charakter, als die eigentlichen Protagonisten. Egal in welchem der Bücher, sie bleiben blass. Saberhagen versucht etwas Unmögliches. Auf gerade mal drei Mal 270 Seiten will er alle Facetten der Fantasy beleuchten und das geht gründlich in die Hose. Zwar kann man die Bücher wirklich einteilen. Buch 1: Die Schaffung der Schwerter, die Bildung einer Heldenparty, der erste Krieg um die Schwerter. Buch 2: Eine Episode mit einem Abenteuer um die Schwerter. Buch 3: Die Entscheidung im Krieg aller Mächte. Aber... und es ist ein riesiges Aber. Man kommt sich vor, als würde man drei mal aus zwei Schritt Entfernung durch auf Fenster auf die Geschehnisse blicken. Saberhagen erzählt nicht das Davor vernünftig, nicht das Danach. Er lässt die Charaktere sträflichst blass, obwohl sie wirklich immenses Potential gehabt hätten und er wirft Handlungsfäden auf, die einfach wieder fallen gelassen werden. Schwerter tauchen plötzlich auf und verschwinden wieder und kein Strang wird wirklich zu Ende erzählt. Nicht mal am Ende. Und selbst die Enden der beiden ersten Bücher hören eigentlich noch vor dem Cliffhanger auf.
Ich weiß nicht, ob es Absicht ist, aber Charaktere entwickeln kann Saberhagen definitiv nicht und man bekommt so nicht wirklich einen Bezug zu ihnen, so dass einem ihr Schicksal irgendwie ziemlich gleichgültig bleibt. Was wohl eben auch daran liegt, dass er viel zu wenig erzählt, man sich ständig was zusammenreimen muss und man keine Ahnung hat, ob die eigenen Vermutungen richtig sind. Leider kann er auch nur so etwas Mystik erzeugen. Indem er einfach Dinge nicht erzählt. Nichts ist aus sich wirklich geheimnisvoll. Wäre mir vielleicht nicht so krass aufgefallen, wenn er obendrein nicht auch noch seine Götter mal eben der griechischen, römischen und indischen Mythologie entliehen hätte. Ist natürlich praktisch. Er muss zu denen nichts mehr erklären und es erscheint auch noch logisch, weil seine Welt postapokalyptisch nach unserer spielt. Aber zusammen mit allem zuvor ist auch das eine schwache Leistung.

Man könnte jetzt zurecht vermuten, ich würde jedem von dem Buch abraten, aber das kann ich seltsamer Weise auch nicht. Obwohl ich ein Fan von Charakteren bin und nicht nur deren Geschichte erzählt wissen will und obendrein auch einigermaßen sicher erahnen können will, was mit ihnen anschließend passiert und all das nicht geboten wird, schreibt Saberhagen doch so, dass das Buch spannend und in sich logisch ist. Und obendrein, ich zumindest, einfach wissen wollte, wie es weiter geht. Wie er das gemacht hat: Ich habe keine Ahnung.


Fazit:
Obwohl vieles dafür spricht, kann ich vom Buch der Schwerter nicht abraten. Klar, man kann mir leicht widersprechen, wenn ein Leser sein Urteil über ein Buch mit den Charakteren fällt und da ist das Buch wirklich schlecht, aber der Rest ist einfach gut und zum Teil episch erzählt. Also sag ich mal 80'er Jahre Mittelklassefantasy, die heute so nicht mehr veröffentlicht werden würde. Aber genau das ist auch der Grund, warum ich nicht abrate, es zu lesen. Man bekommt das Buch gar nicht mehr als Neuauflage und selbst wenn es neu 10€ kosten würde, wäre das noch zu viel. Dafür hat es zu viele Mankos. Aber wenn man es sich leihen kann (Wie ich) oder für nen Euro bei eBay schießt, dann kann man sich auf der anderen Seite auch viel schlechtere Fantasy an tun.
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