Polgara die Zauberin

Hier kann alles zum Thema fantastische, oder futuristische Welten in der Literatur, Film und neue Medien hinein. Wie auch alles, was P&P und LARP betrifft.

Moderator: Thorn La Fahr

Antworten
Benutzeravatar
Thorn La Fahr
Ledain
Ledain
Beiträge: 3974
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 15:54
Wohnort: Lemurain
Kontaktdaten:

Polgara die Zauberin

Beitrag von Thorn La Fahr »

Wie angedroht, habe ich gleich nach Belgarath der Zauberer Polgara zur Hand genommen. Diesmal erzählt Eddings oder besser das Ehepaar Eddings, die 3.000-jährige Lebensgeschichte von Belgaraths Tochter. Wieder in der autobiographischen Ich-Perspektive. Viel über den Inhalt zu sagen, ist müßig, denn es ist die Geschichte und im wahrsten Sinne die Geschichte der Welt aus Sicht Polgaras. Wie sie sich eingebracht und mit ihr gelitten hat. Und es beginnt direkt im Anschluss an Belgarath der Zauberer.

Als ich das Buch in die Hand nahm, fragte ich mich zunächst, wie es dicker sein kann, als Belgarath... ich wurde sehr schnell belehrt warum. Die vielen kleinen Hinweise in der Belgarad- und Malloreon-Saga auf Polgara sind dort erheblich besser versteckt, als die zum Wirken Belgaraths... und trotzdem nicht weniger wichtig oder gar weniger umfassend. Es wird ein Lebensbild von Polgara gezeichnet, das nicht weniger von Leid gezeichnet ist, wie das ihres Vaters. Vielleicht sogar noch schlimmer. Denn eines wird recht schnell klar: Geht es in Belgarath um die große Geschichte und das Leid ganzer Volker, so sind es in Polgara die kleinen Steine und das persönliche Leid. Und gerade das geht doch sehr oft viel mehr zu Herzen, als das Leid ganzer Völker.

Hier ist aber auch der große, große Unterschied zwischen den beiden Büchern. Zwar sind beide Bücher Geschichtsbücher, so erzählt Belgarath aber das große Ganze. Polgara aber all die vielen Kleinigkeiten, ohne die das große Ganze aber auch überhaupt nicht funktioniert. Beide Bücher sind Augenöffner und das nicht nur in der Hinsicht, dass sie so was wie das Silmarillion der beiden Sagen sind, sie offenbaren sehr viel über das Autorenehepaar Eddings.
Irgendwie drängt sich mir der Vergleich auf von einer Waldhütte mit einem Garten darum herum. Belgarath kümmert sich um den Wald und Polgara um Haus und Garten, wobei es natürlich immer wieder zu Überschneidungen kommt, denn Polgara zieht auch mal in den Wald und Belgarath kommt ins Haus. Trotzdem sind die Aufgabengebiete klar abgegrenzt. Aber so wie der Wald die große Weite ist, so ist das Haus der heimelige Ort des Herdes und somit der Wärme.
Und hier haben wir den Punkt und letztendlich, warum die Magie der Bücher der Eddings - denn so muss es wohl sagen - so gut funktionieren. Sooo toll war Belgarath nicht, weil irgendwie die Wärme fehlte. Polgara macht das mehr als wett... eigentlich war es sogar zu warm oder zu voller Gefühl. Und es wird klar warum. Ich bin fest davon überzeugt, dass Belgarath zum Großteil aus der Gedankenwelt von David kam und er nur die Hilfe seiner Frau Leigh brauchte, wenn es um die holde Weiblichkeit ging. Sein Ding ist das Große, das Epische. Seine Frau aber ist für die Gefühle zuständig und bei Polgara hat sie ihrem Mann wohl nur diktiert und er konnte mal eben nur die Magie seiner Wortwahl mit einbringen. Mir offenbart es sich zumindest so.
Deswegen aber sind die Malloreon- und die Belgariad-Saga so unglaublich gut, denn dort hält sich beides in der Wage und dadurch wird es perfekt. In Belgarath und Polgara sind die beiden Extreme ein bisschen zu extrem. Dafür wird man aber mit Tiefeninformation so dermaßen zugeknallt, dass das dadurch ausgeglichen wird.

Ich für meinen Teil freue mich schon unheimlich darauf, die beiden Sagen noch mal zu lesen, denn vieles wird durch Polgara und Belgarath noch mal ganz anders ausgeleuchtet werden. Ich hab erst gestern in einem masochistischem Anflug in der Belgarad-Saga Durniks Tod und Wiederauferstehung gelesen und allein durch die Malloreon-Saga und eben die beiden Geschichtsbücher hatte Polgaras und auch Botschafts/Erionds Tun einen ganz anderen Stellenwert. Ich glaube, es wird so sein, als würde ich beide Sagen das erste Mal lesen und ich freue mich darauf.

Ach ja... ich kann euch nur den Tipp geben, beide Bücher hintereinander zu lesen. Da beide oft auf die gleichen Geschehnisse nur halt aus ihrer jeweils eigenen Sicht eingehen, macht es Sinn, Belgarath noch in lebhafter Erinnerung zu haben... und dann gibt es noch mal mehr Augenöffner und vor allem Brüller ohne gleichen!

Aber gerade das Gefühl kommt in Polgara noch mehr zum Tragen. Was ihr alles widerfahren ist, treibt mir fast die Tränen hier beim Tippen in die Augen, aber am schönsten war eindeutig, als sie mit Garion zum Hof Faldors kam. Diese 50 Seiten las ich fast ununterbrochen mit Tränen in den Augen - weil es einfach so unendlich schön war. Und das nicht, weil es jetzt so besonders rührselig war, sondern weil ich einfach die logische Fortführung oder den Beginn in der Belgarad-Saga vor Augen hatte... und da war sie wieder die Kuschelwärme... es ist ein Ding... ein runder Kreis voller Licht und Liebe und zugleich ein gewaltiger Epos, der das Beste ist, was die Fantasy je hervorgebracht hat!

Fazit:
Eigentlich logisch. Was für Belgarath galt, gilt auch hier. Sogar mit der Erweiterung, dass man Polgara nicht ohne Belgarath gelesen zu haben, lesen sollte. Wenn aber all diese Bedingungen gegeben sind, ist das Buch ein absolutes Muss und die Vollendung des Kreises der Saga um den Göttertöter und Weltenretter Garion mit Tante Pol und Großvater Garath an seiner Seite!
Antworten