Elfenjäger ist der Neueste Roman aus der Mithgarreihe von Dennis L. McKiernan... auch wenn er jetzt schon etwas länger verfügbar ist. Und jene, die sich fragen, was da noch kommen soll, da doch mit dem Drachenzyklus alles abgeschlossen wurde... nun... es kommt das Danach.
Denn was macht McKiernan hier? Eigentlich etwas, was von keinem anderen Autor gemacht wird. Er erzählt eine Geschichte aus der Zeit des Danachs. Was ist, wenn das große Übel bezwungen und die Welt friedlich scheint? Da, wo sich jeder Leser, der in einem Buch mitdenkt und sich fragt: Was kommt jetzt?, bedient wird, denn McKiernan erzählt eben, dass auch nach dem Ende allen großen Übels die Zeit der großen Abenteuer vielleicht vorbei sein mag, aber die Zeit der Abenteuer an sich noch lange nicht, und das kein Abenteurer oder Held seine Stiefel und Waffen über den Kamin hängen muss.
Worum also geht es? Eigentlich erzählt McKiernan vier Geschichten in einem Buch. Zuerst am Anschluss des Drachenzyklus, nach der Bannaufhebung Adonars und der Öffnung der Weltentore, wie der Nexus in Neddra durch Bair, Aravan, Aylis und der Hilfe von Magiern und Elben erobert und gehalten wird, wie die Übergänge zu den Welten von den guten Völkern nun bewacht werden und den Zwergen gelehrt wird, wie sie die Wege benutzen können (Ein Schelm ist, wer sich dabei denkt, dass McKiernan in seinen Vor- oder Nachworten ja immer schreibt, dass Mithgar eigentlich die Erde vor undenkbarer Zeit ist und alle Feenvölker diese Welt nur verlassen haben. Jetzt ist dann klar, dass auch die Zwerge haben irgendwann gehen können.)
Dort verlässt Bair die Geschichte (Zwar kommt er am Ende noch mal mit seinen Eltern und seiner Liebsten vor, aber kein Wort wird mehr gesprochen, nur erzählt. Aber schön zu wissen, dass auch Bair eine Gefährtin findet... McKiernan lässt halt ungern was offen... man muss ihn dafür schon lieben) und er erzählt, wie Aylis und Aravan über Mithgar reisen, um die Eorean wieder zu bemannen, wie dereinst. Und die dritte Geschichte ist dann auch die Reisen der Eorean.
Die vierte Geschichte erzählt von zwei Gauklerwurrlingen, die in die Welt hinaus ziehen, ihre Kunst zeigen, dabei erfahren, dass es neben Waldsenken noch was anderes gibt und eben auch Unschönes, bis sie halt auf Aravan treffen. Gemeinsam dann geht es in die Stadt aus Jade, wo der Showdown stattfinden, denn ein Hexenmeister, der Aravan Rache geschworen hat und der Schlacht am Nexus entkam, hat ihnen dort eine Falle gelegt.
Dass ich die Wurrlinge als eigenen Handlungsstrang sehe, liegt daran, dass ich mir immer gesagt habe, dass die bestimmt auf Aravan treffen, aber das Wie war absolut unklar und wird auch eigentlich erst im Moment des Geschehens aufgeklärt.
OK... fang ich mit dem Besprechen an. Der Titel. Wie leider üblich hat der Titel rein gar nichts mit dem Inhalt zu tun und ist absoluter Unfug. Das Original heißt City of Jade und oh wie Wunder, das passt dann sehr gut. Trotzdem sind einige Dinge in Elfenjäger ungewohnt, wenn man McKiernan kennt. Allein schon der Anfang. Ist man es sonst gewöhnt, dass er 150 Seiten und mehr braucht, um die Charaktere einzubinden, geht es mit einem Knall los und auf Seite 50 hat man schon die große Schlacht. Dann, ja dann kommt... ja, was kommt dann eigentlich. Es ist seicht, man könnte auch sagen, wenn man es negativ betrachten will, es tröpfelt. Es sind kleine Geschichten, wo der Leser durch kleine Abenteuer geführt wird und man noch mal an allen möglichen Schauplätzen der großen Zyklen vorbei kommt und erinnert wird. Gerade der wissende Leser wird in dem Buch viel mit Erinnerungen zu tun haben, bis es halt zum Showdown kommt, dann aber in der gewohnten McKiernanmanier, aber auch eher kurz. Gut, man könnte sagen, vier abgeschlossene Geschichten in nur einem Buch, da muss alles kurz sein. Aber gerade der Mittelteil, ist halt seicht. Ich hab keine Ahnung, ob McKiernan wirklich die Ideen ausgegangen sind, oder ob er es mit Absicht macht. Dem Leser wirklich vor Augen halten will, dass die Zeit der großen Geschichten auf Mithgar zu Ende sind und es wirklich nur noch die kleinen Abenteuer gibt. Aber immerhin, es gibt sie noch.
Und so mutet der ganze Roman eigentlich eher wie ein Abschied nehmen von Mithgar an, was ich zwar wehmütig, fast traurig betrachte, aber es in einem ganzen Buch zu lesen bekomme, ist einfach nett, nett vom Autor. Denn man kann noch einmal in Erinnerungen schwelgen. Noch einmal führt McKiernan dem Leser alle, wirklich alle Völker vor die Augen in ihrem Tun und Sagen, die man in den Zyklen lieb gewonnen hat und er beschreibt vor allem die Liebe zwischen Aylis und Aravan, die nach 7.000 Jahren endlich wieder vereint wurden.
Ich weiß nicht, ob ich durch Marcus drauf angesetzt wurde oder durch Eddings, auf jeden Fall macht McKiernan es auch hier wieder, dass Leute lachen, wo man sich fragt warum. Oder warum schreien sie jetzt? Warum weinen sie alle? Aber es hält sich im Rahmen. Ich habe immer McKiernan als den gefühlvollsten Autor beschrieben. Seit ich Eddings kenne, ist das natürlich vorbei. McKiernan ist sehr deutlich auf Platz zwei vertrieben worden. Aber diesen hält er anders herum wieder sehr deutlich. Elfenjäger hat es mir doch beweisen und ich habe mitgelitten, mitgefühlt, mich mitgefreut und hatte oft genug ein warmes, wohliges Gefühl im Bauch. Gerade wenn Aylis und Aravan sich ständig liebten und dann doch zu dem Schluss kamen, sie würden 7.000 Jahre nicht aufholen können... aber man kann es versuchen, sagt Aylis und ich grinst nur und sagte: Auf geht's!
Dabei kann man auch ungewohnt oft für einen McKiernan schmunzeln oder gar lachen und einige wirklich sehr, sehr nette Episoden genießen, die es einem einerseits schwer, aber zugleich auch fröhlichen Mutes erleichtern, von Mithgar Abschied zu nehmen. Egal, ob er das Ende noch einigermaßen offen lässt, ich fürchte, es wird nichts mehr über Mithgar zu lesen geben. Es ist schade, aber er tut sich und auch dem Leser einen Gefallen damit, denn so hart es klingt: McKiernan ist 78 und noch mal ein großes Ding dort aufzuziehen könnte in einer Jordan-mäßigen Sache enden und wer will das schon. Es mag dem Fan nicht gefallen, aber ist besser so. Und gerade mit einem Buch Abschied zu nehmen... das kenne ich nicht. So fällt hinter allen großen Geschichten der Autoren eine Wand hinter deren Welt. Hier aber weiß man: Mithgar lebt weiter. Auch wenn es nicht beschrieben wird, so kann man in seiner Fantasie die Welt jederzeit beleben. Die Abenteurer Abenteuer erleben und die Helden die Welt Stückchen für Stückchen besser machen lassen.
Fazit:
Man kann das Buch wohl wirklich von allen anderen Mithgar-Romanen McKiernans getrennt lesen, aber dann wird man die Geschichte mit Sicherheit langweilig und seltsam finden. Wirklich groß wird es erst, wenn man alles kennt und eben für den Fan wurde dieses Buch geschrieben, davon gehe ich aus. Man mag zwar selbst als Fan sagen, dass die Geschichte oft dahin dümpelt und alles so ungewohnt klein ist, aber es kann nichts Großes mehr geben. Aber vor allem wird man danke sagen, denn so schön durch ein ganzes Buch von einer gewaltigen und gigantischen Geschichte Abschied zu nehmen, denn ich denke, es wird nichts mehr geben von Mithgar, außer die Kurgeschichten werden noch übersetzt, ist einfach schön. Und Geschichten erzählen, das kann McKiernan und das beweist er auch hier wieder. Er hat der Fantasy eine gigantische Welt hinterlassen, die er liebevoll mit Details und großen Geschichten gefüllt hat und ich für meinen Teil kann als Hauptfazit für Elfenjäger nur eines sagen: Danke, Dennis!
Elfenjäger
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