Das Auge der Wüste - Das Geheimnis von Askir 3

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Thorn La Fahr
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Das Auge der Wüste - Das Geheimnis von Askir 3

Beitrag von Thorn La Fahr »

Die Geschichte geht genau da weiter, wo der zweite Teil aufgehört hat. Tief in die Intrigen Besserains mit hinein gezogen, müssen Havald und Freunde das Emirat retten, damit es nicht in die Hände der Nekromanten fällt. Wenig muss Havald tun, um seine Freunde zu befreien. Das haben sie selbst gemacht und sie finden ihn und nicht umgekehrt. Aber die Zeit spielt auch keine große Rolle mehr, da die Gefährten die Funktionsweise der Teleporttore immer besser verstehen, ihnen ein Schiff zur Verfügung steht und sie obendrein Beschließen in Gasalabad ein Hauptquartier und Botschaft Illians zu errichten. So werden denn auch erste Kontakte mit der ehemaligen Reichsstadt geknüpft und es findet sich erstaunlicher Weise tatsächlich erste Unterstützung, so wundersam sie auch erscheinen mag. Doch irgendwie haben wirklich die Götter ihre Hände mit ihm Spiel, was sich immer weniger von der Hand weisen lässt. Nur Havald sieht sich überhaupt nicht gern als Schachfigur auf einem göttlichen Spielbrett. Aber Havald wäre nicht Havald, würde er nicht tun, was getan werden muss.

Zeichnete sich Havald bisher dadurch aus, dass er zwar immer feste Ziele hatte, sich bei deren Umsetzung dann aber recht viel Zeit ließ und nur selten Tatendrang zeigte, schlägt Schwartz dem hier wirklich die Krone aus. Nicht nur, dass unser Hauptheld eigentlich nur herum irrt, um seine Freunde aus den Sklavenhändlerhänden zu befreien, so dass die das selbst machen müssen - nein, es sind dann auch sie selbst, die ihn finden und nicht umgekehrt. Mutet sehr seltsam an und ich weiß nicht, ob man es nicht hätte besser lösen können, das Bild eines Antihelden scharf zu zeichnen.
Des weiteren besteht das Buch letztendlich nur aus Erzählung und Intrige. Zum einen muss man selbst Intrige mögen, zum anderen muss der Autor es können. Geschichten erzählen kann Schwartz. Intrige hingegen kann er nicht. So hatte er wirklich mal die Chance überraschende Wendungen einzubauen, aber nein, schon nach den ersten 20 Seiten wusste man als Leser eigentlich schon, was kommen würde und was dann auch kam. Es zählte also nicht mehr das Was sondern nur noch das Wie. Das war dann zwar spannend, aber wenn man das mal auf einen Krimi übertragen würde, wäre Schwartz wahrscheinlich der schlechteste Krimiautor der Welt. Da, wo andere Autoren Informationen dem Leser vorenthalten, prügelt Schwartz sie dem Leser mit einem Betonpfeiler ein. Und dass von den Protagonisten. Diese aber lässt er weiterhin vollkommen im Dunkel tappen, was ein ziemlich seltsames Bild auf die Helden wirft und man sich um deren IQ doch irgendwie Sorgen machen sollte. Davon ab, dass sie sonst ja klug handeln und richtige Schlüsse ziehen. Es passt nicht...
Dadurch beinhaltet das Buch wahrlich wenig Aktion. Was Schwartz denn wohl auffiel. Nur das dann mit dem geplanten Versuch aller bis auf Havald und Leandra zurück in der Heimat zu schicken, um Bericht zu erstatten, die schnellstens wieder zurück zu holen, weil plötzlich doch wieder ihre Hilfe benötigt wird, um es dann mit einem weiteren Werwolfkampf zu verbinden, der obendrein unnötig ist, um so mal zu zeigen, wie sinnlos mancher Kampf ist... puh... auch keine Glanzleistung. Das ist mir zu stark konstruiert gewesen. Und zu oft ein: Ich muss jetzt mal dies oder jenes tun, um den Leser bei Laune zu halten.

Gibt es auch was Positives? Ja, doch... weiterhin ist die Sprache Schwartz' klasse und eingängig. Die Geschichte, das Hintergrundwissen, das vermittelt wird und die Mystik seiner Welt sind schon 1a. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, auch wenn es ein Takken mehr hätte sein dürfen.

Vom Inhalt abgesehen, lässt der 2. und 3. Band aber Raum für eine ganz andere Spekulation. Er hat wieder ein moderates Ende. Es muss jetzt was Neues kommen und ich werde jetzt erst was anderes zwischenlesen. Ich merkte selbst, dass ich immer kritischer beim lesen wurde und ich sollte eine kleine Askirpause einlegen. Das ist aber auch ohne weiteres möglich. Der Einstieg in den 4. Band wird nicht schwer fallen.
Band 3 ist mit 350 Seiten der mit Abstand dünnste Roman der Reihe. Fast nur ein Heftchen im Vergleich und der 2. Band ist mit 450 Seiten auch nicht der Dickste... wohl der zweitdünnste Teil. Mir kommt es so vor, als hätte der Verlag interveniert, obwohl Schwartz aus den beiden eigentlich einen Roman hätte machen wollen. Nur dass dann 800 Seiten vier 600 Seiten gegenüber gestanden hätte. Aber alles in einem Roman hätte sehr viel besser gepasst... auch zu Schwartz' Stil. Und ein Zyklus mit fünf Bänden... klingt das nicht auch irgendwie richtiger, als einer mit sechs? - Gut, ist Spekulation... aber ich glaube, so recht ist sie nicht von der Hand zu weisen.

Fazit:
Mit Sicherheit der bisher schwächste Roman aus dem Zyklus, wenn man mal vom rasanten Ende absieht, das wirklich gut geschrieben war, auch wenn man als Leser letztendlich wusste, was kommen würde. Aber irgendwie reiht sich Schwartz da in eine große Riege anderer Autoren ein, die in der Mitte ihrer Zyklen nachlassen. Ich hoffe, er wird wieder stärker. Allein deswegen sollte man vielleicht nach dem dritten Band erst einmal etwas anderes lesen, um Abstand zu gewinnen, um sich dann mit neuem Enthusiasmus Askir zuwenden zu können.
Zuletzt geändert von Thorn La Fahr am Mi 15. Sep 2010, 13:39, insgesamt 2-mal geändert.
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