Rabengott

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Moderator: Thorn La Fahr

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Alderara
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Rabengott

Beitrag von Alderara »

Ein neues Werk von Bernhard Hennen. - Nein, ist es nicht. Es ist vielmehr die Neuauflage von Das Gesicht am Fenster, das bereits 1997 in der DSA-Buchreihe erschienen ist. Hennen schreibt im Nachwort, dass er die Erstveröffentlichung von der Alterspatina befreit habe. Ich für meinen Teil kenne diese nicht, aber Rabengott liest sich wie ein aktueller Roman Hennens.

Worum geht es? Tikian und Gidon, zwei Freunde und Elena eine Magierin treffen sich, weil sie einem Söldnerheer angehören und gemeinsam dienen. Tikian rettet Elena das Leben und ihnen gelingt die Flucht aus einem Hinterhalt im Dschungel. Sie verlieben sich. Doch das Schicksal bringt sie nach Al'anfa, eine der grössten Städte Aventuriens. Dort trennen sie sich. Aber ihre Wege führen sie immer wieder zusammen, denn Tikian stößt auf Spuren in der Vergangenheit, in die sein Großvater vor 40 Jahren verstrickt war und in einem Ränkespiel aller Großen der Stadt, verfolgt von Dämonen beginnt ein packendes Abenteuer.

Schnell entpuppt sich Rabengott als purer Mystery-Thriller, der sich nur in ein Gewand aus Fantasy gekleidet hat. Mit der Wortgewalt Hennens wird so rasant und überaus spannend eine Geschichte voller Überraschungen und Geheimnisse erzählt, die den Leser packt und fesselt. Grandios! Dabei ist das Buch ein Lobgesang auf die Ehre, Freundschaft und die Ewigkeit der Liebe.

Mit diesem Buch beweist Hennen einmal mehr, dass er nicht nur ein reiner Fantasyautor ist, sondern sein Handwerk auch in anderen Stilbereichen beherrscht. Die Mischung aus Fantasy und Thriller ist ihm mehr als gelungen und ich würde solcher Art Bücher gerne öfters lesen.

Obendrein hat es Bezüge zu Rabensturm, denn es spielt zur exakt gleichen Zeit. Da sogar Hauptmann Olan eine Nebenrolle hat, also der Hauptmann, den Malikae in Rabensturm in eine tödliche Falle lockt und dessen Einzug in Malikaes Palast explizit genannt wird, ist nur ein offensichtlicher Beweiß dafür, warum ich jederzeit irgendwie damit rechnete, dass tatsächlich Malikae oder Omar kurz auftauchen.

Drei Dinge möchte ich anmerken, weil sie für Hennen ungewöhnlich sind:

1) Hennen kommt in Rabengott ohne herzzerreißende Liebesgeschichte aus. Liebe ist zwar wieder einmal eines der Hauptthemen, aber sie sind nicht so niederschmetternd, wie man es sonst von ihm gewohnt ist. Das sich Tikian und Elena trennen, geschieht rasch und es ist halt eine Söldnerliebe: Kurz, heftig, von kurzer Dauer. Und die Liebe von Tikian zu Consuela ist zwar tragisch, hatte aber keine Hoffnung mehr im Diesseits, lässt aber aufs Jenseits hoffen.

2) Endlich mal ein richtiges Ende. Es ist nicht mal eben hingeschrieben, weil Hennen die Zeit und/oder die Seiten ausgingen. Er schafft es sogar im Prolog kurz anzureißen, wie die Zukunft der Protagonisten aussieht.

3) Oft habe ich beim Lesen von Büchern - da nimmt sich auch Hennen nicht aus - den Eindruck, sie versuchen nur, den Leser an eine Hauptfigur zu binden und diese dann sterben zu lassen, um es emotional zu machen. Was ich persönlich schlicht als billig und schlechte Schreibe ansehe. Seltenst ist man gewillt dabei zuzugeben, dass ein Heldentod dem Tod im Bett nach einem glücklichen Leben vorzuziehen ist. Heitz ist da ja mein absolutes Hassbeispiel. Hennen schafft es in Rabengott, eben nicht diesen billigen Weg zu beschreiten. Meine Hochachtung. Was das nun explizit bedeutet - lest es selbst.

Mein Fazit:
Absolut empfehlenswert und diesmal nicht nur für den Fantasyliebhaber, sondern auch den Leser, der sich in Mystery zu Hause fühlt!
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Garbosch
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Beitrag von Garbosch »

Unterschreibe ich so. Absolut lesenswert und nicht nur weil es ein Hennen ist *gg*. Es ist für Hennen untypisch, halt anders als die ganzen Elfen-Romane, aber ein muss für jeden Fantasy-Fan.
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