Übertrag aus dem alten Forum!!!
Juchhuuu... ein neuer Pratchett und Pratchett Fans werden ihn sich kaufen... oder schenken lassen und alle werden begeistert sein... wie immer.
Ich hab ihn geschenkt bekommen, habe ihn gelesen und bin begeistert... und sehr viel mehr. Weswegen ich auch irgendwie innerlich gezwungen bin darüber zu schreiben und jeder der ihn ebenfalls liest.
Worum geht es:
Um ein kleines Land, das mit jedem im Krieg steht und jetzt das Problem hat, das man sich gegen es verbündet hat. Das Land ist vollkommen ausgeblutet und eigentlich eh dem Untergang geweiht. Vor allem, da man sich auch noch mit Ankh-Morpork angelegt hat. Und das alles wegen eines Gottes, der eh gestorben ist.
Dabei macht sich eine Gruppe junger Frauen als Männer verkleidet auf der Armee beizutreten, um ihre Männer, Brüder oder einfach nur ihre Freiheit zu finden... und dabei einen Weg zum Happy End gehen...
Und sie gehen noch sehr viel weiter...
Nun, es ist der typische Pratchett, kein Zweifel. Mit viel Humor und Witzen, die einen sofort lachen lassen, oder erst zwei Seiten nachdem man es gelesen hat und doch ist es diesmal sehr viel mehr.
Schon öfters hat Pratchett auch den Finger auf humorvolle Weise gehoben und alles mögliche angemahnt. Diesmal aber schafft er es, das nach dem ersten Lachen selbiges einem im Hals stecken bleibt und man erst mal mehr als einmal schlucken muß. Mir ist es auch zuvor noch nicht passiert, dass ich einen Pratchett für zwei Minuten bei Seite gelegt habe, um zu verdauen, was ich da eben gelesen habe.
Ein kleines Beispiel wäre - Zitat:
Die Verwundeten brauchten eine Weile, um sie zu erreichen und zu passieren. Zwei unverletzte Männer - soweit Polly das feststellen konnte - schoben einen Handkarren, auf dem ein dritter lag. Andere hinkten auf Krücken oder hatten die Arme in Schlingen oder trogen rote Jacken mit leeren Ärmeln. Vielleicht noch schlimmer waren die Leute wie der Mann im Wirtshaus: die Gesichter farblos, den Blick nach vorn gerichtet, die Jacken trotz der Wärme zugeknöpft.
oder hier, es geht um die Mädchenschule:
Polly wusste nicht, was dort geschah, aber ihre Phantasie war bereit, die Lücke zu füllen. Und sie fragte sich, was in dem höllischen Schnellkochtopf mit einem passierte. Wenn man stark und zäh war wie Toller, wurde man hartgekocht und bekam eine Schale. Stecher... schwer zu sagen. Sie wirkte still und scheu, bis man sah, wie sich der Schein des Feuers in ihren Augen spiegelte, und manchmal standen selbst ohne Feuer Flammen darin. Aber wenn man wie Reißer war und von Anfang an schlechte Karten hatte, wenn man Hunger leiden musste, eingesperrt, geschlagen und allein Nuggan [->der Gott] wusste wie misshandelt wurde (und ja, dachte Polly, Nuggan wusste es wahrscheinlich), wenn man sich immer tiefer ins eigene Selbst zurückzog - was fand man dann schließlich? Und dann sah man aus jenen Tiefen in das einzige Lächeln auf, das man kannte.
Ich könnte noch duzende weitere Stellen zitieren, aber lest es selbst.
Ich weiß nicht, wie es nennen soll, denn es hatte sich in Die Nachtwächter schon angedeutet, aber in Weiberregiment wurde es zur Vollendung gebracht. Pratchett hat eine Stufe tiefsinnigen Ernstes erreicht, der seine Bücher in eine neue, höhere Stufe hebt. Eine zum Teil brutale Tiefsinnigkeit. Pratchett ist mehr geworden!
Und haben wir alle nicht schon mal die Gänsehaut gespürt, grade am Ende seiner Bücher, das Zittern der Gerührtheit? Verdammt... ich war an ein paar Stellen diesmal zu Tränen gerührt, deren man sich wahrlich nicht zu schämen braucht. Pratchett ist wahrlich mehr geworden.
Fazit:
Ich würde jedem Pratchett auf einer zehnstelligen Sterneskala, ohne mit der Wimper zu zucken, zwischen sieben und neun Sternen geben.... Weiberregiment bekommt elf!
Das Weiberregiment
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