Zwergenbann

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Moderator: Thorn La Fahr

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Garbosch
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Zwergenbann

Beitrag von Garbosch »

Der Nachfolgeband von Rehfelds Zwergenfluch. Die Geschichte geht, natürlich, weiter. Wäre ja unsinnig wenn nicht.

Während die Zwerge ihre Heimat Elan-Dhor verlassen müssen, weil die Dunkelelben sie einfach hinauswerfen, reist Warlon und seine Gefährten weiterhin gen Norden auf der Suche nach den Elben, ihre einzige Hoffnung, wie sie meinen. Gleichzeitig wird Barlok ausgeschickt um die einstmal größte Zwergenmine, Zarkhadul, zu finden um zu untersuchen ob die Zwerge sich dort wieder ansiedeln können. Denn nicht nur die Dunkelelben sind eine große Gefahr, sondern auch die Menschen, in deren Nähe sich die Zwerge niedergelassen haben, zeigen immer öfter ihren Unmut gegenüber den Zwergen. Und das schlimmste daran ist, dass die Zeit und die Götter scheinbar gegen die Zwerge sind.

Die ganze Zeit über wechselt Rehfeld zwischen drei Handlungsstränge: zum ein Warlon und seine Suche nach den Elben, Barlok und die Suche nach der Mine und Tharlia und das Problem mit den Menschen. Wie im ersten Buch macht Frank Rehfeld, in meinen Augen, auch wieder alles richtig. Die nötige Spannung baut er immer wieder geschickt auf, einige sehr interessante Dinge passieren und er beantwortet auch die Frage, warum Malcorions Frau und Kinder sterben mussten. Das war für mich der größte Kritikpunkt an dem ersten Buch. Dabei fühlt man sich bei der Erklärung nicht wirklich wohl, aber es ist zumindest eine gewisse Logik nun dahinter. Was das aber bedeutet, dass sie sterben mussten, weitet sich in dem Buch zu etwas großem aus, von dem man sich wünscht es doch niemals erfahren zu haben. Der Haß auf die Dunkelben wird gewaltig vergrößert. Dabei tauchen in dem Buch sehr wenige auf. Zum einen weil sie zum größten Teil in dem Berg eingsperrt werden und zum anderen weil der ständige Begleiter Warlons und seiner Gefährten doch noch erwischt wird. Und das ziemlich cool. Die Wendung, dass die größte Gefahr nicht von den bekannten Dunkelelben plötzlich ausgeht, sondern aus zwei anderen Richtungen ist sehr überraschend und auch da bahnt sich noch eine Überraschung an. Zum Ende des Buches überschlugen sich die Ereignisse, aber wenigstens wird man nicht mit einem Gefühl zurück gelassen, bei dem man sich fragt warum man das dritte Buch überhaupt noch lesen sollte. So ein wenig kommt die Hoffnunglosigkeit bei den Zwergen auch an, aber da eher zu einem 'keinen Bock mehr' Gefühl.

Warauf ich mich am meisten gefreut habe aber waren die Elben. Wie werden sie wohl sein? Was hat sich Rehfeld denn für sie ausgedacht. Was man zu lesen bekommt ist einerseits klar aber andererseits auch überraschend. Er erfindet die Elben nicht neu. Wie alles bisher hat er einfach nur konsquent weitergeführt, so auch die Elben. Sie sind natürlich groß und schlank und schön usw. Kennt man alles. Auch ihre Heimat ist einfach wunderschön. Was dann doch ein wenig neu ist, ist die Tatsache, dass es nur noch 5.000 von ihnen gibt. Es wird immer erwähnt, dass sie ein sterbendes Volk sind, doch endlich wird einem das auch mal vor Augen geführt. 40% der BEvölkerung, egal ob jung oder alt, weigert sich schlicht erwachsen zu werden und verbringen ihren Tag mit lächerlichen spielen. 40% der Bevölkerung sind erwachsen und alt geworden und können sich nicht mehr im hier und jetzt erfreuen, weil sie der großartigen Vergangenheit ihres Volkes anheften. Sie resignieren. Die restlichen 20% sind die, die noch bei klarem Verstand sind, mehr oder weniger. Daraus ergiebt sich, dass die Hilfe, die sie den Zwergen gewähren können, nicht das ist, was die sich erhofft haben.
Kritiker können jetzt sagen, dass sie mehr über die Elben lesen würden, denn dieser Teil ist wahrlich kurz gehalten, aber Warlon sagt es ja selber: "Monatelang reist man durch die Lande, besteht gefahren nur um dann nicht mal einen ganzen Tag bei den Elben zu sein und sie einen mehr oder weniger wieder hinauswerfen."
Meiner Meinung nach passt das wunderbar. Mehr wäre schöner gewesen aber zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nicht sonderlich wichtig.

Derweil erfährt man mehr über den Waldläufer und seine ermordete Frau. Könnte man sich fragen warum das wichtig ist. Es ist nicht nur eine schöne Geschichte sondern auch wichtig für die Reise Warlons. Auch das hat alles Hand und Fuß. Wie auch die Beschreibung der ehemals größten und prächtigsten Minen der Zwerge. Rehfeld schafft es diese gewaltigen Prachtbauten eindrucksvoll zu beschreiben und oft genug versteht man den wehmut Barloks, der es nicht fassen kann, dass dies alles untergangen ist.

Fazit: Natürlich kaufen und lesen. Wer Zwergenfluch liebt wird genau das auch beim Zwergenbann tun. Quereinsteiger tun sich bei einem Zyklus immer schwer. Fakt aber ist: Band eins war keine Eintagsfliege. Rehfeld macht genauso weiter und für einen zweiten Band einer Trilogie ist er wahrlich gut.
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Salivon
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Beitrag von Salivon »

Mein Vorschreiber hat ja so ziemlich alles gesagt. Was ich noch anmerken möchte, dass es doch auch ein bisschen enttäuschend war, dass nachdem eine Reise über zwei Büchern hinweg zu den Elben hin, dann das dort sein in einem Kapitel abgehandelt wurde - nur hab ich selbst keine Ahnung, wie es anders hätte gehen sollen.

Obendrein fand ich ja bis dato die ganzen Anspielungen auf den Herrn der Ringe als sehr amüsant, was sich hier auch weit erzieht, aber gerade im Elbenkapitel übertreibt Rehfeld es dann doch. Da ist es eindeutig zu viel - trotzdem tut es dem, dass ich einfach begeistert bin, keinerlei Abbruch.

Dann möchte ich noch mal auf ein Kapital eingehen, wie die Reisegesellschaft unter einem Gebirge durchgeht. Geführt von einem Schrat. Ich hab so lachen müssen. Das ganze Kapitel über. Die Idee, dass ein 50cm großes Wesen seine Zuneigung dadurch zeigt, dass es kratzt, beißt und vorzugsweise gegen Schienenbeine tritt ist schlichtweg genial.

Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, dass Zwergenbann für einen zweiten Teil einer Trilogie mit das Beste ist, was ich je las. Rehfeld macht einfach da weiter, wo er in Zwergenfluch aufgehört hatte. Er treibt die Geschichte voller Spannung und Tempo weiter voran. Dabei ist alles Tun in dem Buch von Logik bestimmt und offene Fragen gibt es keine. Es ist also absolut nicht der übliche Cliffhänger in einer Trilogie, sondern genauso spannend, wie es sonst nur der Eröffnungs- und Schlussband ist.

Fazit:
Einfach genial und ich kann nur hoffen, dass Rehfeld nach der Zwergentrilogie wie in diesem Band einfach so weiter macht, wie zuvor. Dass der letzte Band ebenso grandios sein wird, daran besteht für mich kein Zweifel. Ein absolutes Muss - ohne Wenn und Aber!
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