Ein Freund riet mir, die Eule von Askir vor dem 6. Askir zu lesen. Weil darin einiges erklärt würde, was wichtig für Band 6. sei. Außerdem erschien die Eule vor Askir 6. Also vertraute ich darauf und es ward gut so, den Richard Schwartz vermochte es, mich zu verzaubern... .
Zur Geschichte...
Nach 700 Jahren hat Askir wieder eine Eule. Eine Magierin. Die junge Desina. Doch nach nur 10 Jahren des Eigenstudiums, ohne jedwede Anleitung steht sie den Schergen des großen Feindes gegenüber. Und was sich erst als ein zwar grausamer, aber nichts desto trotz nicht ungewöhnlichem Mord im Hafen Askirs annahm, wird rasch zu einer Gefahr, die ganz Askir und die Reste des Reiches bedrohen. Und nur Desina und eine handvoll von Gefährten und Freunden können sich einer Macht entgegenstellen, die zwar nicht unendlich mächtiger ist, aber ihre Kräfte in Jahrhunderten üben konnte... .
Ich fürchte, es gibt eine ganze Menge über Die Eule von Askir zu sagen. Zunächst einmal ist sie in der gewohnten dritten Person geschrieben und nicht in der Ich-Perspektive Havalds. Was gleich mal der nächste Punkt ist. Kein Havald, keine Gefährten Havalds. Komplett neue Charaktere. Schwartz beginnt sein Askir mit Leben zu füllen. Es gibt nicht nur den deinen Handlungsstrang um Havald in Askir, es gibt sehr viel mehr und das wird hier beleuchtet. Zwar kommen Charaktere vor, die man schon kennt, oder nur zuvor genannt wurden, aber sie werden endlich mal mehr beleuchtet. Taride zum Beispiel. Die Bardin. Zum ersten Mal in Askir 5 genannt spielt hier eine Rolle. Und wenn Schwartz beschreibt, wie sie ihr Publikum verzaubert, so wird auch der Leser verzaubert. An erster stelle der bekannten Charaktere aber steht Balthasar. Richtig... genau der Balthasar, der der Hauptböse in Askir 1 war. Und fragten sich die Gefährten um Havald in Band 5 noch, ob er denn wirklich tot sei, wird hier die Antwort gegeben. Aber eben auch sehr viel mehr. Lernt der Leser doch, dass er einst die größte Eule unter Askannon dem Imperator war und auch, lernt man, wie der Namenlose selbst die größten Eulen schlagen konnte. So wandeln sich die Bösen im Buch alsbald zu Opfern, die einem wirklich Leid tun, aber den Hass auf den Hauptbösewicht nur umso ve4rgrößern. Die Grautöne hat Schwartz ganz hervorragend ausgearbeitet.
Ach ja... sind alle Askir bisher eine typische Fantasygeschichte von Heldenparty findet sich und zieht los, um das Böse zu besiegen, so ist Die Eule von Askir im großen und ganzen ein Krimi und nichts anderes. Nur halt in einer Fantasywelt. Ich bin alles, nur kein Krimifan, aber hier hat es mich begeistert. Das Buch nahm so viele Wendungen, die vielleicht nicht vollkommen überraschend waren, aber einfach schön und noch mehr Offenbarungen, dass ich an Krimis im Fantasykleidchen wirklich gefallen finden kann. Denn der einzige ernsthafte Roman, den ich in diesem Kleidchen bisher gelesen hatte, war Rabengott von Bernhard Hennen und auch der hat mir richtig gut gefallen. (OK, OK, ich hab auch einige Pratchetts gelesen, die wohl eher Krimis sein sollen... aber das wäre dann doch Birnen mit Äpfeln vergleichen *gg*)
Zurück zu den Charakteren. Da man normalerweise ja schon einiges über die Welt Askirs weiß, kann der Leser sich auf die Charaktere stürzen. Und mir ist aufgefallen, dass Schwartz dem Leser einen Charakter sehr schnell und mit wenigen Worten nahe bringen kann. Sei es zum Guten oder zum Schlechten hin. Und bei manchen Szenen, nicht nur Tarides Beschreibungen, sondern auch gerade, als Desinas Herkunft offenbar wird, wurde mir richtig warm ums Herz, dass ich mich fragte, ob Schwartz sich vor dem Schreiben des Romans eine Dosis Eddings abgeholt hat.
Vom Krimicharakter abgesehen, ist das Buch auch wahrlich ein Augenöffner. Erklärt Schwartz geduldig gerade die Magie, wie sie funktioniert und vieles der Vergangenheit. Ich mag so was. Es ist nicht so hektisch, hat nicht dieses brachiale Tempo, was m. E. viel zu viele neue Romane haben. Er lässt sich Zeit und es wird trotzdem niemals langweilig dabei. Dabei öffnet und schließt Schwartz Handlungsfäden, öffnet Neue, die wohl dann in Askir 6 wider aufgenommen werden, denn mir wurde wirklich klar, warum man die Eule vorher lesen sollte... ich musste nur in das Namensregister von Band 6 blicken, um zu erkennen, dass die Charaktere, die die Eule überleben auch in Askir 6 wohl wieder eine Rolle spielen werden - wie auch immer die aussehen mag.
Aber durch die Erklärungen, werden dann doch ein paar Fragen, die sich dem Leser bisher gestellt haben, beantwortet. Vor allem die ganz Große, warum die Gefährten um Havald überhaupt am Ende von Band 5 noch in ein existierendes Askir kommen können. Eigentlich... dreht sich sogar das ganze Buch genau darum.
Die Eule spielt in Askir, aber halt alles neue Charaktere. Losgelöster Handlungsstrang. Zum einen stellt sich die Frage, kann man das Buch losgelöst von den bisherigen Askirbüchern lesen. Ist für mich schwer, da ich die anderen ja nun kenne. Ich würde es mit einem vorsichtigen Ja beantworten, es aber keinesfalls empfehlen. Viel zu viele Aha-Effekte würden beim Leser unter den Tisch fallen, weil er eben doch zu wenig von Askir selbst kennt.
Zum anderen aber hat Schwartz hiermit bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist, vielleicht eine ganz große Saga deutscher Herkunft zu schreiben. Ein Monstrum, wie es bisher nur angloamerikanische Autoren wagten und stellenweise währenddessen sogar verstarben. Ich würde es Schwartz zutrauen, denn die Eule ist ein Feuerwerk und macht einfach Spaß. Und anders, als zum Beispiel bei Bernhard Hennen, wo ich bei Elfenkönigin zwar immer noch lesen konnte, wie spannend seine Welt sein kann, so wirkten die Charaktere einfach ausgelutscht. Schwartz umgeht diese Autorenmüdigkeit. Er macht einfach in der Welt eine neue Geschichte mit Bezug zum schon bekannten und er macht es wirklich hervorragend.
Und noch etwas ist anders in der Eule, als bisher in den Romanen. Seine Charaktere sind vielschichtig, nicht ausschweifend, aber bestimmt nicht platt. So haben sie alle, besonders Havald, Ecken und Kanten, wo man sie auch durchaus mal nicht mögen muss oder sogar nicht kann. In der Eule ist es anders. Die Seite der Guten, wie ich es jetzt mal so ausdrücke, man muss die Leute einfach gern haben, genauso, wie man die Böse Seite einfach hassen musste. Das musste man bisher auch, aber es kommen da wieder Aspekte mit hinein, die Mitleid erzeugen. Aber das bleibt nicht einfach im Raum stehen, man kann es eben auf den Namenlosen fokussieren und man will ihm zum Ende hin selbst an die Gurgel gehen.
Kann ich überhaupt etwas negatives schreiben? Das einzige, was mir einfällt ist, dass ich erst auf Seite 100 das erste Mal schmunzeln konnte. Das ist in den Askirbüchern sonst immer früher geschehen. Aber Hand aufs Herz, negativ ist es auch nicht. Und weil ich finde, genug geschrieben zu haben und ihr das Buch ja einfach selbst lesen könnt, lautet mein...
...Fazit:
Schwartz kann in der dritten Person. Er kann Krimi. Und vor allem kann er sein Askir auch an anderen Stellen, losgelöst von seinen eigentlichen Haupthelden, mit Leben füllen. Dabei wirkt er frisch und ideenreich, wie in einem ersten Buch. Und genau das ist meine Meinung. Ich setze Die Eule von Askir auf jeden Fall mit dem ersten Horn auf eine Ebene, wenn nicht sogar darüber. Nein, es würde mir leicht über die Lippen kommen, es als das bisher beste Askir-Buch zu bezeichnen.
Ich nehme jetzt mal nicht das Wort grandios in den Mund... aber ich komme nicht umher, einmal mehr eine absolute Leseempfehlung auszugeben.
Die Eule von Askir
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