Unter der dunklen Sonne

Hier kann alles zum Thema fantastische, oder futuristische Welten in der Literatur, Film und neue Medien hinein. Wie auch alles, was P&P und LARP betrifft.

Moderator: Thorn La Fahr

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Thorn La Fahr
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Unter der dunklen Sonne

Beitrag von Thorn La Fahr »

Der Zyklus Unter der dunklen Sonne von Troy Denning umfasst sechs Bände über die AD&D-Kampagne Dark Sun. Der Einfachheit halber werde ich die sechs Bücher einfach in einem - diesem - Thread zusammen abhandeln.
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Thorn La Fahr
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Die Gladiatoren von Tyr

Beitrag von Thorn La Fahr »

Das Land Tyr, das auf auf der Welt Athas liegt, wurde vor Äonen durch die massive Nutzung von Magie, die nur aus lebenden Pflanzen bezogen werden kann, zur Wüste. Seit 1.000 Jahren wird Tyr von König und Erzmagier Kalak regiert und geknechtet. Die Templer, des Königs ausführender Arm, halten die Macht mit strenger und brutaler Hand aufrecht. Der Senat um die Adligen des Landes ist machtlos und das Heer der Sklaven und Freien, denen es aber in großen Teilen noch schlimmer als den Sklaven geht, sind nur Arbeitsameisen, mit denen nach belieben verfahren werden kann. Außer für den König und Templer, denen der König Magie verliehen hat, ist die Benutzung selbiger verboten. Doch es regt sich Widerstand. Zum einen will die Verschleierte Allianz, eine Vereinigung von Magiern, die Herrschaft Kalaks brechen, wie sich auch Widerstand in den Reihen der Adligen, allen voran Agis regt, der zwar eigentlich gar nicht mal so sehr das Gesellschaftssystem an sich verurteilt, der aber sieht, wie das Land und die Leute ausgequetscht werden. Ist die Zeit für einen Umsturz gekommen oder ist die Macht des Königs zu groß?


Ich kannte Troy Denning bisher nur aus einigen Romanen aus der Vergessenen Welten-Kampagne AD&D's. Fand diese aber durch die Bank gut, bis sehr gut. Deswegen bin ich nicht traurig drum, ihn jetzt auch mal in Deutsch zu besprechen.

Dark Sun selbst ist eine weitere Kampagne auf dem D&D-Regelwerk basierend. Ich habe diese Kampagne nie bespielt, werde es wohl auch nie tun, was aber Denning in diesem Roman macht, wenn ich es tun wollen würde, kann ich nur als großartig bezeichnen. Er nutzt die 190 Seiten für einen passgenauen Einstieg. Nicht nur die Welt wird detailreich beschrieben, sondern auch die Völker, die in ihr leben. Deren Kultur und Gesellschaftsform. Die sozialen Strukturen kommen genauso wenig zu kurz, wie auch der Blick auf die politischen Verhältnisse und die einzelnen Machtgruppierungen. Selbst die Magie und PSI werden in Anwendung, Aussehen und wie sie zustande kommen absolut hinreichend erklärt, so dass man innerhalb kürzester Zeit ein umfassendes Bild erhält.
Perfekt für den, der auf dieser Welt spielen will, aber auch perfekt für den Leser, der nur einen Zyklus in einer Fantasywelt genießen möchte und so bei der Hand genommen wurde.

Sind die vergessenen Welten letztendlich von der Lokalisierung her einfach mit einer tolkienschen Fantasy-Welt zu vergleichen, so hat man hier sofort den Eindruck, es mit einer postapokalyptischen Welt zu tun zu haben. Einer Welt, auf der jedes Individuum tagtäglich um das nackte Überleben kämpfen muss. Man trifft auf dieser Welt auf die üblichen Verdächtigen. Es gibt Elfen, Menschen, Zwerge und deren Mischrassen. Jedoch sind sie zum Teil stark, aber spannend verfremdet worden. Dazu kommen eine ganze Reihe neuer Kreationen, die auch Flora und Fauna betreffen. Ein wahrer Fundus, der das fantastische Hirn des Lesers ganz schön zum rappeln bringt. Gerade in der Hinsicht war ich begeistert. Spannend auch die übernatürlichen Fähigkeiten und deren Wirkungsweise. Möglich scheint mit Magie und PSI alles, jedoch beziehen Magier ihre Kraft aus der Pflanzenwelt und PSIoniker ihre aus sich selbst. Ein einfaches, klar unterscheidbares Prinzip. Aber hier wirklich auch mal klar und deutlich so beschrieben.

Neben all der Beschreibung rund um Dark Sun hat der Zyklus auch noch eine Geschichte. König Kalak knechtet seit 1.000 Jahren Land und Volk. Dabei ist die Sklaverei Usus und auch anerkannt. Die Templer sind dessen rechte Hand und Tithian ist dabei, in den Rängen der Templer Karriere zu machen. Er bekommt den Auftrag vom König, nicht nur dessen Zikkurat zu Ende zu bauen, sondern auch die Verschleierte Allianz zu zerstören. Dieser Bund aus freien Magiern will die Macht des Königs brechen. Dies suchen sie durch ein Attentat zu erreichen. Hier kommt die Halbelfensklavin Sadira ins Spiel, die selbst Magierin ist und in der Gladiatorenschule Tithians ihr Leben fristet. Dort soll sie ein Auge auf Rikus haben, einem Gladiator und Mul (Ein Zwerg-Mensch-Hybrid), der das Werkzeug des Attentats sein soll, aber von seinem Glück noch gar nichts weiß. Aber so richtig gelingen diese Pläne nicht und Sadira muss fliehen.
Auf der anderen Seite gibt es unter den Adligen Widerstand. Die meisten wollen einfach nicht mehr unter der absoluten Knute Kalaks stehen, der die absolute Macht ausübt. Aber nur wenige, wie Agis, sehen es aus der Sicht des gebeutelten Landes und seiner Einwohner. Er gehört zu jenen, die das Land, aber auch seine Sklaven gut behandelt und es seinen Dienern besser geht, als den meisten freien Leuten. Er ist dabei noch PSIoniker und in seiner Jugend waren er und Tithian das, was man noch am ehesten als Freunde bezeichnen kann. Eigentlich will Agis nichts an der Gesellschaft selbst ändern, aber auch er wird in die Ereignisse mit hinein gerissen und muss sich entscheiden.
Neben der Beschreibung dieses Aufkommenden Wiederstandes beinhaltet das Buch dann letztendlich nur noch, wie Agis und Sadira, bzw. die Verschleierte Allianz zueinander finden und das auch die Gladiatoren um Rikus wohl auch noch eine Rolle zu spielen haben.

Dennings Schreibstil haut einen dabei nicht wirklich aus den Socken, aber er schreibt akkurat, eingängig, macht keine Fehler, zumindest fand ich keine und zu keinem Zeitpunkt spürte man die göttliche Hand des Autors. Nichts wirkte erzwungen und man merkte dem Ganzen auch nicht an, dass es ja letztendlich ein Konstrukt sein muss. So habe ich Denning bisher kennengelernt und so ist es auch hier. Und das ist etwas, was nicht wirklich viele Autoren hinbekommen.
Das Buch ist rundum informativ, spannend in seiner Geschichte und deswegen, gerade weil nur 190 Seiten stark, ein vollkommen rundes Ding. Und das ist wirklich beachtenswert.


Fazit:
Ein mehr als gelungener Auftakt, der Hunger auf die Folgebände macht. Selten kann man auf so wenig Seiten einen so umfassenden Überblick über eine Welt und auch noch die Leute darin, gepaart mit einer Geschichte um sie herum, erleben.
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Thorn La Fahr
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Der Speer der Rache

Beitrag von Thorn La Fahr »

Nachdem Sadira, Agis und Rikus und seine Partnerin Neeva einander gefunden haben, machen sie sich auf, um die Waffe zu finden, mit der Kalak getötet werden kann. Doch wenn auch die Reise zum Wald der Halblinge mit Abenteuern gespickt ist, so ist es eher die Heldentruppe in sich, die Schwierigkeiten macht, denn sie sind sich alle mehr Feind denn Freund, denn ihre Beweggründe sind zu unterschiedlich, als dass sie als Einheit funktionieren könnten. Doch gerade diese Einheit fordert Nuk, der Halblingmagier. Und auch wenn sie diese Prüfung bestehen, so bleibt die Frage bestehen, ob das und der magische Speer reicht, um den Tausend Jahre alten Hexerkönig zu bezwingen. Denn auch die Rolle Tithians ist absolut nicht klar und er könnte das Zünglein an der Waage sein.


Eigentlich ist es ja nur ein Buch, denn Goldmann hatte einmal mehr, wie in den 90'ern üblich, entschieden, dass doch viel mehr Geld zu verdienen sei, wenn man ein Buch auf zwei aufteilt, nicht wahr? So geht es einleitungslos direkt da weiter, wo die Geschichte in die Gladiatoren von Tyr aufgehört hatte. Das tut aber der Qualität von Dennings Geschreibsel keinerlei Abbruch. Auch wenn mit dem Halblingwald noch mal ein neues Gebiet dazu kommt, so stehen jetzt die Charaktere mehr im Vordergrund. An erster Stelle dabei der innere Konflikt der Heldenparty. Die Abenteuer, die sie bestehen müssen, wären bei weiten nicht so übel, wenn sie nicht irgendwie alle als Individualisten auftreten würden. Also heißt es erst einmal Einheit schmieden, denn ohne diese wird ihre Queste scheitern. Dennings macht dies auf geniale Art und Weise und gerade Agis ändert sich im Lauf des Buches. Sieht er doch ein, dass er vielleicht ein guter Herr war, aber nichts desto Trotz Herr über Sklaven, denen er die Freiheit raubte.
Die Geschichte selbst ist handfest geschrieben und ein typisches Fantasyabenteuer. So typisch, dass ich mir in Gedanken vorstellen kann, wie Denning als SL genau diese Geschichte mit vier Freunden schlicht durchgespielt hat. Deswegen darf natürlich auch der grandiose Endkampf nicht fehlen.
Aber wen stört's, wenn die Geschichte einfach gut geschrieben ist? Denning macht auch weiterhin keinerlei Fehler und nichts wirkt erzwungen. Und dass hier und da auch der ein oder andere Charakter auf der Strecke bleibt, hinterlässt zu keinem Zeitpunkt den faden Geschmack, der Autor wolle Gefühle erzwingen, nein, es passiert bei so etwas Gefährlichem, wie einem Königsmord einfach. Und da ist es egal, ob es der Tod ist, ob jemand die Gefährten schlicht verlässt oder ob es auch zu Konflikten innerhalb der Gruppe und auch Eifersüchteleien kommt. Es hat alles eine sehr angenehme Art von Realismus innerhalb einer Fantasygeschichte.

So macht der zweite Band von der ersten bis zur letzten Seite schlicht Spaß. Wobei Spaß vielleicht das falsche Wort ist, denn zu lachen gibt es wahrlich nichts. Man ist einfach gut unterhalten mit spannender Lektüre. So ist es wohl besser ausgedrückt. Ich für meinen Teil freu mich auf die noch anstehenden vier Teile.

Fazit:
Einfach klasse.
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Thorn La Fahr
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Die Scharlachrote Legion

Beitrag von Thorn La Fahr »

Hexerkönig Kalak ist tot und besiegt. Stattdessen ist Tithian an dessen Stelle getreten. Doch Agis kluge Politik und Macht sorgte dafür, dass wirklich alle Sklaven befreit wurden und das der Handel wieder aufblüht. Es scheint, als ob ein Leben in bescheidenem Wohlstand für alle Einwohner Tyrs möglich wäre. Aber Tithians Machtgelüste lechzen nach Reichtümern und diese sollen in seinen Schatzkammern sein und nicht in den Händen des Volks. So kommt es ihm gelegen, dass die Stadt Urik gegen Tyr in den Krieg zieht. Die Möglichkeit sehend, dass er so jene los werden kann, die ihm nur zum Thron verhalfen aber nun im Weg stehen, schickt er Sadira, Agis, Rikus und Neeva dem feindlichen Heer entgegen.
Während der ersten Schlacht offenbaren sich Tithians Pläne und Sadira und Agis eilen zurück, aber Rikus und Neeva bleiben auf der Spur des Heeres und vor allem seines Anführers, denn die Gefahr für Tyr wird erst gebannt sein, wenn dieser Tot ist. Und dieser Feind ist niemand anderes, als der Sohne des Mannes, der Rikus zu einer lebenden Kampfmaschine gemacht hat.


Neue Geschichte, neues Glück. Denn nichts anderes ist es, nur dass wir die Vorgeschichte kennen. Denning ersinnt ein neues Abenteuer mit den alten Helden. Der Beginn um die vier Kampfgefährten und König Tithian, wie die Bedrohung durch Uriks Streitkräfte ist nur eine Einleitung, denn bald schon werden die Gefährten aufgeteilt und es geht den Rest des Buches nur noch um Neeva, Rikus und Maetan, dem Heerführer Uriks und Sohn des Peinigers Rikus' in dessen Kindheit. Auch hier dient die spannend und absolut ohne Schnörkel erzählte Geschichte dazu, die Charaktere weiter zu vertiefen, während das Land unter der roten Sonne weiter beschrieben wird. Dabei geht Denning erheblich in die Tiefen von Rikus Charakter und wie er sich seit dem Sturz des Hexerkönigs verändert hat und immer noch verändert.
An die Seite von Neeva und Rikus werden der mantisartige Krieger K'kriq und der Zwergenmagier Caelum gestellt. Nicht nur, um die Geschichte weiter zu stricken, denn in K'kriq lernt man eines der ungewöhnlicheren Geschöpfe der Welt kennen und in Caelum nicht nur den Zwerg, sondern einen Magier, der einen anderen Weg der Magie beherrscht, denn er bedient sich der Kraft der Sonne - eine heiße Angelegenheit. Dass auf der Seite Maetans ein Schattenwesen streitet und generell auch noch eine nicht unbedeutende Menge von Geistern vorkommen, rundet die Mystik und das Kreaturenportofolio ab.
Viel mehr kann und will ich auch nicht schreiben, denn es würde der geradlinigen Geschichte zuwider laufen. Denning bleibt seiner Linie treu. Spannende Abenteuer, interessante, wenn auch nicht tiefgreifende Charaktere in einer bitteren Welt, die ums Überleben kämpfen und ein wenig die eigene Erfüllung suchen. Dabei macht er weiterhin in keinerlei Hinsicht irgendeinen Fehler. Es macht einfach Spaß das Buch lesen.


Fazit:
Keine große Fantasy. Aber auf jeden Fall richtig gut und man kann einfach nichts falsch machen mit diesem Zyklus, wie es mir scheint.
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Thorn La Fahr
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Das Buch der Könige

Beitrag von Thorn La Fahr »

Die Jagd nach Maetan und dem Buch der Könige der Zwerge geht weiter. Kampf folgt auf Kampf in der brutalen Wüste unter den roten Sonne und die Legion des Rikus schmilzt dahin. Und dank eines Verräters scheinen dem Feind alle Pläne des Gladiators offenbar. Als er auch noch durch Geister gezwungen wird, ihnen das Buch zu geben, wenn er es erlangt, kommt er obendrein in einen Gewissenskonflikt. Und über allem steht ja auch noch die Freiheit Tyrs, die offensichtlich nur dann gewährleistet werden kann, wenn sich Rikus und seine Mannen direkt Urik und dessen König zuwenden und sie versuchen, die Stadt zu erobern.


Jaaa, was schreib ich noch, was ich bisher nicht geschrieben habe? Zum einen kommt mehr die Drachenmagie zum Tragen. Eine Magieform, die ihre Kraft aus lebenden Wesen bezieht. Des Weiteren lernt man immer mehr auch mal Athas kennen. Die Verhältnisse in der Wüste, die Stadtstaaten, die es gibt und die offenbar alle von Hexerkönigen regiert werden und die ihre Macht nur dann erhalten können, wenn sie einen Tribut in Form von Sklaven an die Drachen abgeben. Wodurch eine große Gefahr für Tyr offenbar wird und ich mir fast schon denken kann, worum es in den beiden letzten Bänden gehen wird.
Erwähnen will ich auch, dass Denning wirklich nicht zimperlich mit seinen Charakteren umgeht. Man könnte auch sagen, sie sterben wie die Fliegen. Auf beiden Seiten und es kann wirklich jeden treffen. Bei den meisten Fantasybüchern kommt mir da ja immer die Galle hoch, weil ich darin nur den kläglichen Versuch des Autors sehe, Dramatik zu erzeugen, weil er oder sie es anders nicht kann. Nicht so hier. Denn die Welt der Dunklen Sonne ist eben so. Jeder Tag, den man lebend übersteht, ist ein gewonnener Tag und dass es einher mit grausamen Verlusten geht, liegt auf der Hand. In diesem Fall muss ich sogar sagen, dass es anders herum unpassend wäre. Und Denning macht es einmal mehr perfekt.
Gerade das Rätselraten um den Verräter und die seelischen Zwiespälte in die er vor allem Rikus, aber auch Neeva stürzt - das hat richtig was. Und die vielen Kämpfe und Schlachten sind ziemlich - wie soll ich es sagen - bildhaft!


Fazit:
Wie bisher. Ganz hervorragende Fantasy.
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Thorn La Fahr
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Der Drache von Athas

Beitrag von Thorn La Fahr »

Der Drache wird Tausend Seelen fordern - jedes Jahr - wenn Tyr nicht dem Untergang geweiht sein soll. Sadira, Rikus und Agis machen sich auf nach Kled. In der Hoffnung, dort bei den Zwergen Hinweise zu finden, womit sie den Drachen aufhalten, wenn nicht gar vernichten können. Denn den Preis für Tyr in Leben zu zahlen wäre wider Allem für das sie gefochten hatten. Tatsächlich finden sie einen einzigen, sehr vagen Hinweis auf einen alten Turm, wo es wohl vor Urzeiten zu gewissen geschichtsträchtigen Ereignissen kam. Agis und Rikus ist das eigentlich zu wenig, aber Sadira will es versuchen. Da Agis' und Rikus' Macht in Tyr eh mehr gebraucht wird, macht die Magierin sich allein auf dem Weg. Nicht wissend, dass König Tithian über all ihre Schritte informiert ist und sie aufzuhalten sucht. Obendrein sind ihr die Halblinge unter ihrem Schamanen Nok auf der Fährte, da sie nicht den Zauberstab zurück gebracht hatte. Schlussendlich trifft sie sogar noch auf die Elfensippe ihres Vaters und somit auf den Mann, den sie nie kennen gelernt hat. In Nibenay entscheidet es sich, ob sie ihren Weg zum Turm gehen kann, oder ob ihr Vater sie als seine Quasigefangene behalten wird oder aber der Hexerkönig von Nibenay, durch Tithian gewarnt, sie vernichten wird.


Klingt ziemlich nach dem Strickmuster der letzten beiden Romane der Reihe, nicht wahr? Ist es letztendlich auch. Da Sadira aber allein unterwegs ist, ist ihre Charakterstudie noch einmal viel besser. Begegnungen mit ihrem Vater, ihrer Halbschwester und dem Stamm der Elben wirklich hoch interessant. Dass in bester P&P-Manier der Weg Sadiras von Abenteuern und Kämpfen gepflastert ist, ist nur der Rahmen für - ja, die Völker der Welt Athas, dem Umgang miteinander und untereinander. Wie brutal diese Welt zu jedem einzelnen ist und sich das eben auch auf das Verhalten jedes Einzelnen auswirkt.
Wirklich speziell fand ich, wie stark doch die Verfremdung von eigentlich bekannten Rassen in Dark Sun ist. Dass die Zwerge nicht nur keine Bärte, sondern gar keinen Haarwuchs haben, ist fast noch das Geringste und seit dem ersten Band klar, denn sonst sind sie Zwerge, wie sie eigentlich immer sind. Aber die Elfen, die Händler und Diebe sind und für die es nur Egoismus gibt, ein Volk, das Verabscheuungswürdig ist, das war schon krass. Noch krasser, die Veränderung der Halblinge. Assassinen und letztendlich Kannibalen. Auch wie viel Mischvolk es doch gibt, dass es die Regel ist und keine Ausnahme, wie sonst üblich. Und einmal mehr die ganz neuen Kreationen von intelligenten Wesenheit.


Fazit:
Das bisher beste Buch in einer eh schon wirklich guten Saga.
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Die vergessene Zitadelle

Beitrag von Thorn La Fahr »

Hin und her geht es im Ringen, um zum Alten Turm zu gelangen. Der Sohn des Hexerkönigs Nibenays, der weiterhin nur versucht, Sadira zu töten, die zugleich aber auch eine Art von Spielball ist zwischen ihrem Vater, ihrer Halbschwester und ihrem Halbbruder, denn ihre Schwester will die Macht über die Sippe erlangen. Verrat und Intrige, zeichnen den Weg, der trotz aller Pläne nie erreichbar scheint.
So ist es fast schon ein Wunder, dass Sadira doch bis zum Alten Turm gelangt, um dort mit Schatten einen Handel einzugehen, der das Ende des Drachen bedeuten könnte - könnte, denn nichts scheint wirklich zu funktionieren bei dem Streben Sadiras, und wird es ihr wirklich gelingen, den Drachen davon abzuhalten, seinen Tribut von Tyr zu fordern und Sadiras Gefährten zu vernichten?


So, das war es. Mit die vergessenen Zitadelle endet der Zyklus Unter der dunklen Sonne von Troy Denning und es ist ein mehr als würdiges Finale, an dessen Ende auch noch mal alle Charaktere, die noch leben, aber von Anfang an das Bild der Geschichte prägten, zusammen kommen. Die Mischung aus P&P-geprägtem Abenteuer, Charaktervertiefungen und Beschreibungen von Land, Flora und Fauna haben ein so ausgewogenes Maß, dass ich nicht umhin komme, den Stil Dennings als perfekt zu bezeichnen. Die Spannung wird von der ersten bis zu letzten Seite aufrecht erhalten und zum sechsten Mal leistet sich der Autor nicht einen einzigen Fehler.
Alles was fehlt ist das gewisse Quentchen, was man in der Regel nicht beschreiben kann, dass aber eine Geschichte zu etwas ganz Großem macht. Das ist hier nicht der Fall, aber man ist trotzdem mehr als gut unterhalten.

Trotzdem will ich nicht verschweigen, dass ein paar Dinge mir - ich will nicht sagen, dass sie mir nicht gefallen haben - nicht geschmeckt haben, sag ich es mal so.
An erster Stelle steht, dass nichts, aber auch gar nichts zu Ende erzählt wird, außer dem Abenteuer selbst und das wird nicht final beendet. Klar, es ist ein P&P-Welt begleitender Zyklus und es wäre dumm, da ein Ende zu setzen, aber wirklich alles offen zu lassen, die Hauptgegner sind nicht wirklich geschwächt, Charaktere und deren Leben vollkommen offen und die Zukunft weiterhin ungewiss, ist ein bisschen viel und dass das Buch mit einem Cliffhanger endet, ist bezeichnend. Ich finde, das hätte Denning ein wenig besser lösen können. Gut, es gibt zwar Folgeromane, aber zum einen wurden diese nie übersetzt und zum anderen wurden sie auch nicht von Denning geschrieben. Ich gebe zu, das die Übernahme von Charakteren seit Jahrzehnten bei Perry Rhodan hervorragend funktioniert, aber das war von Anfang an ein Autorenteam. Wenn jetzt aber Charaktere von anderen übernommen werden, die von nur einem Autor wirklich geprägt wurden, sehe ich das immer sehr skeptisch. Gut, ich werde es nie erfahren, da ich nicht vorhabe, diese Bücher irgendwo bei ebay.com zu erwerben, vor allem da mir schon diese sechs Bände nur ausgeliehen worden sind.
Das ist der nächste Punkt. Ich habe über Bücher geschrieben, die man nur noch gebraucht bekommen kann. Wer aber damit keine Probleme hat, der bekommt für günstig Geld wirklich hervorragende Fantasy.

Und der zweite Punkt meines Stirn runzelns ist die Welt selbst. Es ist vielleicht sogar ein generelles Problem, was ich mit postapokalyptischen Welten, bzw. Settings habe, wo das Leben oder sogar reine Überleben aller schon schwierig ist oder nach einem Krieg plötzlich Rassen wieder auferstehen. Hier sind es die Opfergaben an den Drachen. 1.000 jedes Jahr von jeder Stadt. Die Städte sind nicht riesig. Können sie nicht sein. Es ist eine Wüstenwelt. Wo kommt die Nahrung her, die so viele Leute generell erst einmal ernähren soll? Keine Beschreibung gibt darüber Aufschluss. Und wo kommen die ganzen Sklaven her? Es wurden weder Sklavenzüchtungen erwähnt (Ich benutz dieses perverse Wort einfach mal) noch gibt es irgendwo eine Nachschubquelle für neue Sklaven, wie es in unserer Realwelt vor 300 Jahren mit Afrika war. Und irgendwie bleiben diese Fragen in dieser Form des Genres immer unbeantwortet.
Aber gut. Es stört mich nicht allzu sehr, dass hier, wie auch anderenorts, tunlichst vermieden wird, darauf Antworten zu geben, sonst müsste ich ja aufhören, so was zu lesen.

Also bleibe ich dabei in meinem generellen...


...Fazit:
Fantasy, mit der man nichts verkehrt machen kann und deren Spannung und Unterhaltungswert in obere Regionen des Genres eingeordnet werden muss!
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